Der Lufthansa-Konzern liegt im Clinch mit seinen Pilotinnen und Piloten und konnte sich im Tarifstreit bisher nicht mit ihnen einigen. Nun will das Unternehmen einen Plan forcieren, der eine neue Airline vorsieht. Konkret geht es um Zubringerflüge für die Flughäfen Frankfurt und München.

Demnach ist eine neue Tochtergesellschaft geplant, in die Pilotinnen und Piloten von Germanwings wechseln sollen. Wegen der Corona-Krise war das Germanwings-Geschäft eingestellt worden.

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Damit könnte der schon länger diskutierte Plan Wirklichkeit werden, das Kurz- und Langstreckengeschäft der Marke Lufthansa aufzuteilen.

Nach Corona schon die nächste Krise

Die Lufthansa und die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit haben bisher keine Einigkeit erzielt. Dabei geht es nicht nur um die Zukunft der Germanwings-Piloten und -Pilotinnen, sondern grundsätzlich um die Bezahlung derjenigen Pilotinnen und Piloten, die für die Lufthansa und die Lufthansa Cargo unterwegs sind. Dies alles vor dem Hintergrund der Debatte, wie viele Airline-Mitarbeitende es nach der Corona-Krise braucht. Mit dem Ukraine-Krieg erleidet die Luftfahrt nun den nächsten starken Rückschlag.

Der Zoff in Deutschland strahlt auch in die Schweiz aus: Hier ringen Pilotinnen und Piloten in ihrer Gewerkschaft Aeropers mit der Swiss um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV).

Wann einigt sich die Swiss mit Aeropers?

Eigentlich gingen Branchenkennerinnen und Branchenkenner davon aus, dass sich die Swiss und Aeropers mittlerweile geeinigt haben. Der bisherige GAV läuft noch bis Ende März dieses Jahres. Er wurde von der Swiss gekündigt, kurz nachdem der neue Swiss-Chef Dieter Vranckx Anfang 2021 sein Amt übernommen hatte.

Auch bei der Helvetic Airways wird genau beobachtet, was sich in der Angelegenheit tut: Die Schweizer Airline ist primär im Einsatz für die Swiss, war vor der Corona-Krise aber auch für die Lufthansa unterwegs. Die Helvetic zahlt den Piloten und Pilotinnen und der Kabinencrew weniger als die grossen Airlines und bietet kleineres Fluggerät an. Daher nutzen die Lufthansa und die Swiss die Helvetic-Flieger und das Personal gern im sogenannten Wet-Lease. 

Angesprochen auf die Lufthansa-Light-Debatte sagt Helvetic-Eigentümer Martin Ebner im Interview mit der «Handelszeitung»: «Nun warten wir mal ab, ob es dazu kommt. Die Frage bleibt, ob so grosse Anbieter tatsächlich die Kosten so senken können, wie es kleinere Anbieter, wie wir es sind, können.»

Martin Ebner, Eigentuemer Helvetic Airways Group schaut aus einem Flugzeugfenster, waehrend eines Medienanlass von Helvetic Airways in einem Hangar am Flughafen Zuerich, am Dienstag, 1. Maerz 2022 in Zuerich Kloten. (KEYSTONE/Michael Buholzer)

Martin Ebner: «Wir haben auf einen hohen, substanziellen Millionenbetrag verzichtet.»

Quelle: keystone-sda.ch

Martin Ebner kritisiert die Swiss

Zudem greift Ebner seine wichtigste Kundin, die Swiss, an: Während der Corona-Krise habe die Helvetic auf viel Geld verzichtet, damit die Swiss ihren Kundinnen und Kunden Ticketkosten schnell zurückerstatten könne. «Wir haben auf einen hohen, substanziellen Millionenbetrag verzichtet», sagt Ebner ebenfalls im Interview mit der «Handelszeitung». Im Gegenzug habe die Swiss aber nicht die vertraglichen Absprachen gegenüber der Helvetic eingehalten und nur wenige Helvetic-Flieger bei der Swiss eingesetzt.

Am Donnerstag wird Swiss-Chef Dieter Vranckx über das Jahresergebnis 2021 der Swiss berichten. Einen Gewinn wird er sicher nicht präsentieren können. Vielleicht aber eine Antwort auf die Vorwürfe des Helvetic-Eigentümers sowie auf die Frage, wann er sich mit seinen Pilotinnen und Piloten einige.

Tim Höfinghoff
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