Der Bezahl-Dienstleister Twint ist eine Schweizer Erfolgsstory – für Konsumentinnen und Konsumenten und die teilnehmenden Banken. Letztes Jahr führten 5 Millionen User rund 773 Millionen Transaktionen mittels Twint durch. Ein Plus von 30 Prozent gegenüber 2023. Tendenz steigend.

Nicht alle haben aber Freude an Twint: Für das Gewerbe – insbesondere für kleinere und mittelständische Betriebe – stellt der Bezahl-Dienstleister eine zunehmende finanzielle Belastung dar. Aus Sicht der Swiss Retail Federation (SRF), die über 1650 Detailhändler vertritt, stellt Twint eine «inakzeptable Belastung» da, lässt SRF Blick wissen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der Streit der Detailhändler mit Twint eskaliert: SRF hat heute eine umfangreiche Anzeige gegen Twint bei der Wettbewerbskommission (Weko) in Bern eingereicht. Twint verstosse gemäss der Anzeige sowohl in Bezug auf den Missbrauch ihrer marktmächtigen Stellung als auch aufgrund unzulässiger Wettbewerbsabreden mit den Händlerbanken einerseits und andererseits zwischen den Eignerbanken von Twint gegen das schweizerische Kartellrecht.

«Die aufgrund dieses Missbrauchs überhöhten und wirtschaftlich nicht zu rechtfertigenden Händlergebühren belasten in rechtswidriger Weise nebst dem Detailhandel auch zahlreiche weitere Branchen wie die Gastronomie», schreibt der Branchenverband in einer Mitteilung, die Blick vorliegt. Die Weko müsse Twint dazu zwingen, die Händlergebühren herabzusetzen.

Twint agiert wie Kreditkartenunternehmen

Das ursprüngliche Ziel von Twint war, eine Alternative zu den klassischen Kreditkarten zu sein. Davon hat sich der Dienstleister aus Sicht der Swiss Retail Federation schon länger entfernt.

Begründung: Die von Twint 2025 erhobenen Gebühren seien regelmässig gleich hoch oder sogar höher als bei den Kreditkarten. Da die meisten Twint-Kunden ein Bankkonto statt einer Kreditkarte als Zahlungsmittel hinterlegt haben, müssten sich die Twint-Gebühren am deutlich günstigeren Niveau der Debitkartentransaktionen orientieren.

Die Transaktionsgebühren für Twint liegen aber bei 1,3 Prozent des Transaktionsbetrags, teilweise zuzüglich weiterer Zuschläge von 30 Rappen pro Transaktion für optionale Felder. Wie Debitkartentransaktionen berechnet, müsste dieser Wert laut Dagmar Jenni (57), SRF-Direktorin, jedoch zwischen 0,1 und 0,2 Prozent liegen.

Die Anzeige bei der Weko bezeichnet sie als «elementares Puzzleteil im Kampf für einen faireren Wettbewerb im Zahlungsverkehr». Dies sei zum Nutzen der Unternehmen und der Konsumentinnen und Konsumenten.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «Schweizer Händler und Gewerbler zeigen Twint bei der Weko an».