Die in einem Schutzschirmverfahren steckende Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof stimmt die Mitarbeiter auf die Schliessung von Warenhäusern und einen Abbau von Stellen ein. In einem Brief der Geschäftsleitung an die Mitarbeiter heisst es, der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz gingen davon aus, «dass die vor uns liegende Sanierung weit entschlossener ausfallen muss, als wir alle uns das wünschen würden».

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«Sie sagen klar, dass es neben vielen anderen teilweise einschneidenden Massnahmen leider auch zu Standortschliessungen und dementsprechend auch zu einem Arbeitsplatzabbau kommen muss», hiess es weiter. Beide arbeiteten an einem Sanierungskonzept für den angeschlagenen Warenhauskonzern, ein erster Entwurf sei Ende der Woche zu erwarten, bis Ende Juni solle der Plan fertig sein. Ein Sprecher des Konzerns wollte sich nicht äussern. «Filialschließungen und Personalabbau sind keine Strategie», kritisierte der Gesamtbetriebsrat.

Galeria Karstadt Kaufhof kämpft in der Coronakrise ums Überleben. Der Kette mit ihren über 28.000 Mitarbeitern brechen angesichts vorübergehend geschlossener Filialen die Umsätze weg. Der Warenhaus-Riese hatte Anfang April ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Dieses gilt als Vorstufe der Insolvenz, folgt den gleichen Regeln und mündet oft in ein reguläres Insolvenzverfahren.

Teil der Signa-Holding von Rene Benko

«Galeria Karstadt Kaufhof hat während der Zeit der Komplettschliessung mehr als eine halbe Milliarde Euro verloren», hiess es in dem Schreiben weiter. Die Umsätze der letzten acht Wochen, darunter das wichtige Ostergeschäft, fehlten, der Rückstand sei nicht aufzuholen. «Insgesamt dürfte sich der Umsatzverlust auf bis zu einer Milliarde Euro erhöhen», räumte die Geschäftsleitung ein.

Der Gesamtbetriebsrat kündigte in einem Schreiben an die Mitarbeiter an, «alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um für jede Filiale und jeden Arbeitsplatz einzutreten». Die Arbeitnehmervertreter forderten von der Geschäftsführung «eine tragfähige Strategie, die unsere Existenzgrundlage langfristig sichert und alle Arbeitsplätze erhält». Der Verdi-Fachbereichsleiter Einzelhandel, Orhan Akman, kritisierte die Pläne als einfallslos. Geiwitz und Kebekus müssten die Karten auf den Tisch legen und der verunsicherten Belegschaft klar sagen, wie viele und welche Filialen sie schließen wollen. Die Corona-Krise dürfe nicht zum Vorwand werden, um Personalkosten zu drücken.

Der Warenhauskonzern gehört der Signa-Holding des österreichischen Investors Rene Benko. Dieser hatte Insidern zufolge jüngst ein Paket mit Immobilien der Kette verkauft. Käufer seien Fonds des Finanzinvestors Apollo EPF. 

(reuters/mlo)