Erstmals seit vier Jahren wollen Flugbegleiter der Lufthansa an diesem Sonntag streiken. Doch die Fluggesellschaft fühlt sich stark genug, Jets und Passagiere wie geplant in die Luft zu bekommen. Die Lufthansa will den für Sonntagvormittag angekündigten Warnstreik ihrer Flugbegleiter an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München ins Leere laufen lassen.

«Unser Ziel ist es, das volle Flugprogramm darzustellen», erklärte am Freitag eine Unternehmenssprecherin in Frankfurt. Die Vorbereitungen dazu liefen auf Hochtouren.

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Die Kabinen-Gewerkschaft Ufo hat ihre Mitglieder zu einem fünfstündigen Warnstreik aufgerufen. Laut Lufthansa sind in der Zeit zwischen 06.00 und 11.00 Uhr rund 160 Starts geplant. Dafür werden mehrere hundert Flugbegleiter benötigt. In Mittelstreckenflugzeugen sind üblicherweise vier Flugbegleiter an Bord, in den grösseren Übersee-Jets sind es bis zu 20 im Fall des Airbus A380.

Gewerkschaft will mehr Lohn

«Wir sind streikbereit», bekräftigte der stellvertretende Ufo-Vorsitzende Daniel Flohr am Freitag. Die Gewerkschaft verlangt für die rund 22'000 Flugbegleiter 1,8 Prozent mehr Geld. Perspektivisch will Ufo die Streiks auf weitere Gesellschaften des Konzerns wie die Eurowings, Lufthansa-Cityline und SunExpress Deutschland ausweiten.

Dazu werde es frühestens am Ende kommender Woche mit Urabstimmungen losgehen, an deren Ende auch unbefristete Streiks stehen könnten, kündigte Ufo an. Bei der Lufthansa-Kerngesellschaft hat es bislang keine Urabstimmung gegeben.

Tiefes Zerwürfnis

Hinter dem Arbeitskampf steht ein tiefes Zerwürfnis zwischen Ufo und dem Lufthansa-Konzern. Das Unternehmen erkennt den Ufo-Vorstand nach erheblichen Führungsquerelen nicht mehr als vertretungsberechtigt an und will der Gewerkschaft gerichtlich die Tariffähigkeit absprechen lassen.

Der langjährige Ufo-Vorsitzende Nicoley Baublies wurde sogar aus dem Lufthansa-Dienst entlassen. Den Streik bewertet Lufthansa in dieser Logik als rechtswidrig und hat Teilnehmern mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht. Parallel hat die DGB-Gewerkschaft Verdi die Lufthansa zu Verhandlungen über das Kabinenpersonal aufgefordert.

Noch keine rechtlichen Schritte

Auch am Freitag lag zunächst kein Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen den bereits am Montag angekündigten Arbeitskampf vor, wie die Lufthansa bestätigte. Lufthansa könnte aber auch im Nachgang rechtliche Schritte gegen die Ufo einleiten.

Intern hat die Lufthansa nach Flugbegleitern gesucht, die am Sonntag freiwillig arbeiten. Zu Einzelheiten wollte sich das Unternehmen aber nicht äussern. Die Fluggäste sind aufgefordert, sich über den Status ihrer Flüge zu informieren. Sofern sie ihre Kontaktdaten hinterlegt haben, werden sie direkt informiert.

Ufo warnt Lufhansa vor Verstoss gegen Datenschutz

Die Ufo warnte das Unternehmen davor, für die Streikzeit Listen über Krankmeldungen zu führen, weil dies gegen den Datenschutz verstosse und strafbar sei. Ihren Mitgliedern rät die Gewerkschaft, bereits ab dem ersten Tag der Erkrankung ein ärztliches Attest bereit zu halten.

In der Vergangenheit hatte Lufthansa bei Streikdrohungen der Piloten oder Flugbegleiter von sich aus viele Flüge abgesagt und einen Not-Flugplan erstellt. Zum eigentlich angekündigten Streik musste es dann wegen der Flugstreichungen gar nicht mehr kommen. Die Lufthansa-Flugbegleiter hatten zuletzt im November 2015 gestreikt.

(sda/mbü)