Fast alle der rund 200 Aktivistinnen und Aktivisten hatten den Hügel Mormont am Abend verlassen. Noch vier Personen seien auf dem Gelände, schrieb die Polizei am späten Abend. Sie seien unerreichbar auf Bäume geklettert. Laut der Polizei verlief die Räumung ohne grössere Zwischenfälle. Die Aktion hatte am frühen Dienstagmorgen begonnen. Am Abend liefen noch immer Evakuierungen, Räumarbeiten und Sicherung des Geländes. In Zürich fand am späteren Abend eine kurze Demonstration von Unterstützern der Besetzer statt. Daran sollen nach Angaben der Demonstranten rund 150 Aktivisten teilgenommen haben. 

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Einzelne Konfrontationen

Zur Anzahl der ausgerückten Polizeikräfte bei der Räumung des Geländes machte die Polizei an einer Medienkonferenz am Abend keine Angaben. Wie ein Keystone-SDA-Reporter vor Ort beobachtete, waren ungefähr 150 Polizisten in Kampfmontur bei der Evakuierung des besetzten Hauses auf dem bewaldeten Hügel im Einsatz.

Um die Mittagszeit gab es allerdings einzelne Konfrontationen, als Aktivisten Steine und Pyrotechnik-Geschosse in Richtung der Polizei warfen und diese mit Tränengas und Gummischrot antwortete. Die Polizei musste Barrikaden und Hindernissen wegräumen. Am Abend lagen Dutzende verlassene Zelte, Spruchbänder und viel Müll auf dem Hügel.

«Die Situation macht Angst, aber wir wollen so lange wie möglich standhalten», sagte eine Aktivistin auf dem Gelände vor der Evakuierung. Die Aktivisten sangen, tanzten oder sie prangerten Holcim mit geschrienen Slogans an.

Polizeikommandant Jacques Antenen sprach am frühen Abend an einer Medienkonferenz von einer «sehr grossen Intervention». Die Polizei sei sehr besorgt gewesen, keine Aktivisten zu verletzen. Allerdings habe eine Minderheit von ihnen «unsinnige Aktionen» begangen.

Die Waadtländer Regierungsrätin und Umweltdirektorin Béatrice Métraux (Grüne) bedauerte vor den Medien, dass die Aktivisten nicht freiwillig abgezogen seien. Sie sicherte ihnen aber zu, dass der Staatsrat ihre Sorgen aufnehme. Die Kantonsregierung hatte drei Beobachter geschickt, um die Räumung mitzuverfolgen.

Über 60 Personen angehalten

Bis am späten Abend hatte die Polizei über 60 Personen angehalten und deren Identität überprüft. Weitere Kontrollen von Personen waren noch im Gang. Ein Polizist wurde von einem Pyrotechnik-Körper an der Hand leicht verletzt. Unter den Aktivisten gab es laut Polizei keine Verletzten.

Die Aktivisten wollten auf dem Mormont das Ökosystem vor der Zerstörung durch den Zementkonzern Holcim schützen. Holcim betreibt am Mormont einen Steinbruch und will ihn vergrössern. Allerdings muss das Unternehmen dafür zuerst einen Bundesgerichtsentscheid abwarten.

Holcim baut seit 1953 am Mormont Gestein ab und betreibt vor Ort eine Zementfabrik. Im Juli 2020 hatten Nichtregierungsorganisationen beim Bundesgericht Einspruch gegen die Ausbaupläne des Zementkonzerns eingereicht. Der Kanton hiess den Ausbau bereits gut.

Sowohl Holcim als auch die Gemeinde La Sarraz leiteten rechtliche Schritte ein, um die Aktivisten und Aktivistinnen zu vertreiben. Diese versuchten, in Berufung zu gehen, jedoch ohne Erfolg, was den Weg für die Räumung ebnete.

Baumhütten und Hängematten

In den vergangenen Tagen hatten die Aktivisten dazu aufgerufen, dass sich ihnen so viele Menschen wie möglich anschliessen sollten. Um der Polizei die Arbeit zu erschweren, errichteten sie ausserdem Barrikaden und Baumhütten und hängten Hängematten in die Bäume.

Die Unterstützung für die Aktivisten hatte sich in den letzten Tagen vervielfacht. So demonstrierten am vergangenen Freitag in Lausanne mehr als 1000 Personen für das Anliegen. Auch die Politik hat sich mobilisiert: Im Grossen Rat wurde eine Motion eingereicht. Zudem wurde ein offener Brief, der von fast 130 Mandatsträgern unterzeichnet wurde, an die Waadtländer Regierung geschickt.

(sda/tdr)