Der bundeseigene Rüstungs-, Luft- und Raumfahrttechnikkonzern Ruag ist im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in seiner Geschichte in die roten Zahlen gerutscht.

Die Sonderkosten beliefen sich in der Summe auf 115 Millionen Franken, wie der interimistische Firmenchef Urs Kiener am Mittwoch in einer Videokonferenz erklärte. Diese brockten der Ruag einen Betriebsverlust (EBIT) von 7 Millionen Franken ein, nachdem sie im Vorjahr noch einen operativen Gewinn von 106 Millionen Franken gemacht hatte. Ohne die Sonderkosten hätte die Ruag einen EBIT von 108 Millionen Franken erzielt, sagte Kiener.

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Unter dem Strich fiel jedoch gar ein Verlust von 25 Millionen Franken an. Im Vorjahr waren noch 74 Millionen Franken Gewinn in der Kasse geblieben, was allerdings bereits damals die Erwartungen des Bundesrats verfehlt hatte.

Nun hat die Ruag das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren hinnehmen müssen. Den letzten Verlust hatte der Konzern im Jahr 2009 erlitten, als der EBIT auf -113,3 Franken abgestürzt war und der Reinverlust 107 Millionen Franken betragen hatte.

Happige Abschreibungen auf Dornier-Flieger

Sorgenkind des Unternehmens ist weiterhin das zweimotorige Propellerflugzeug namens Dornier 228. Dieses hatte umfangreiche Wertberichtigungen und Sonderabschreibungen im Umfang von rund 58,5 Millionen Franken zur Folge. Die im Sommer 2018 vom Bundesrat beschlossene Aufspaltung der Ruag in einen internationalen und einen für die Schweizer Armee tätigen Teil verschlang 30 Millionen Franken. Mit der Bilanzspaltung und Trennung der Informatik werde die Entflechtung per Mitte 2020 materiell abgeschlossen, womit beide Teile operativ unabhängig voneinander seien würden, schrieb die Ruag.

Überdies schlug die Einstellung des Riesenflugzeugs A380 durch Airbus mit einem Minus von 10 Millionen Franken bei der Ruag zu Buche. In Emmen gibt es tiefe Einschnitte: Bis zu 90 der 290 Stellen dort sollen gestrichen werden. Wie viele Kündigungen es geben werde, sei aber noch nicht zu beziffern, sagte Kiener im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Beim Umsatz konnte die Ruag indessen weiter ganz leicht um 0,2 Prozent zulegen. Mit 2,003 Milliarden Franken knackte der Konzern erstmals die Marke von 2 Milliarden.

Entflechtung und Corona belasten Ergebnis

Auch im laufenden Jahr stehen Sonderkosten ins Haus. «Die in 2020 weiterlaufenden Entflechtungs- und Transformationskosten sowie mögliche Auswirkungen der Coronakrise werden einen negativen Einfluss auf die Geschäftsergebnisse sowohl von Ruag International als auch Ruag MRO Schweiz haben», schrieb der Konzern.

Gar nicht gut sieht es beim Flugzeugstrukturbau aus, wo die Ruag Teile des Rumpfs und des Fussbodens für die Airbus-A320-Familie liefert. Diese Sparte stürzt vom Höhenflug geradewegs in den Keller. Im Vorjahr 2018 hatte die Ruag Probleme, die ständig steigenden Bestellungen von Airbus zu bewältigen und die Auslieferungen zu erhöhen. Die Ruag musste die Kapazitäten auf über 60 Rümpfe pro Monat hochschrauben, was die Kosten in die Höhe trieb zu und Verlusten führte.

Kaum ist das geschafft, geht es wieder steil abwärts. Wegen der Coronavirus-Pandemie hat Airbus die Fertigung von Flugzeugen massiv zusammengestrichen. Die A320 würden auf 40 Stück pro Monat zurückgefahren. Dieses Niveau wolle Airbus bis Ende August halten, sagte Kiener. Das sei bereits ein Einbruch von 35 Prozent. Weiter in die Zukunft könne man nicht schauen.

Wegen der Krise weitet die Ruag die Kurzarbeit aus, die schon 300 Angestellte betrifft. "Im Flugzeugstrukturbau bereiten wir Kurzarbeit vor", sagte Kiener. Dann seien davon 1'000 der gesamthaft 6'000 Angestellten betroffen.

Rückkehr in Gewinnzone gefährdet

Damit ist die Rückkehr in die schwarzen Zahlen in Gefahr: Angesichts der Lage und der bevorstehenden weiteren Sonderkosten für die Aufspaltung sei es möglich, dass die Ruag 2020 erneut einen Verlust erleiden werde, sagte Kiener.

Die Coronafolgen könnten auch den geplanten Börsengang in ein paar Jahren verzögern, sagte er zudem. Das werde massgeblich davon abhängen, wann und wie stark sich der Luftverkehr wieder erhole.

Bei der Suche nach einem neuen Konzernchef als Nachfolger für den Ende 2019 zurückgetretenen Urs Breitmeier sei man dagegen gut fortgeschritten, sagte Verwaltungsratspräsident Remo Lütolf. «Wir sind zuversichtlich, dass wir im Sommer eine neue Persönlichkeit ankündigen können.»

(awp/tdr)