Die Negativschlagzeilen rund um das geplante Sponsoring des Zigarettenherstellers Philip Morris am Schweizer Auftritt an der Expo 2020 in Dubai haben Konsequenzen: Bundesrat Ignazio Cassis verzichtet auf die Gelder des Tabakmultis. Der Konzern bedauert den Entscheid.

Die Absage an Philip Morris International (PMI) geschehe, «um das Hauptziel des Schweizer Auftritts in Dubai, die Vermittlung eines positiven Images der Schweiz, nicht in Frage zu stellen», hiess es am Dienstag in einer Mitteilung des Aussendepartements EDA. Cassis hat Präsenz Schweiz nun damit beauftragt, bis Ende 2019 die bestehende Sponsoring Policy des EDA zu überarbeiten.

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Medienberichte beschleunigten Entscheid

Cassis war gemäss Mitteilung in allgemeiner Form, aber nicht im Detail über die einzelnen Sponsoren-Dossiers im Bild. Der Aussenminister habe jedoch seit Mitte Juni Kenntnis über eine mögliche Partnerschaft mit PMI gehabt. Er sei skeptisch gewesen, weil ihm als Präventivmediziner die Vorsorge gegenüber den schädlichen Folgen des Tabakkonsums wichtig sei.

Eigentlich habe Cassis erst im dritten Quartal 2019 abschliessend entscheiden wollen, schrieb das EDA weiter. Die Medienberichte hätten den ursprünglichen Zeitplan indes beschleunigt, Cassis habe sich bereits jetzt mit dem Dossier vertraut gemacht und Handlungsoptionen bezüglich einer möglichen Zusammenarbeit mit PMI eingefordert.

Nach Prüfung des Dossiers habe er entschieden, die Arbeiten an der Sponsoring-Partnerschaft nicht weiterzuführen. Cassis wollte die Zielsetzung der Landeskommunikation an der Expo Dubai nicht durch ein privates Sponsoring gefährden.

Fast ein Viertel des Budgets fällt weg

Für den Auftritt der Schweiz an der Weltausstellung 2020 in Dubai läuft derzeit die Phase der Sponsorensuche. 50 Prozent des Budgets für den Schweizer Pavillon, das heisst 7,5 Millionen Franken, sollen gemäss einem Beschluss von Bundesrat und Parlament durch private Firmen abgedeckt werden.

Philip Morris hätte mit einem Beitrag von rund 1,8 Millionen Franken wesentlich dazu beigetragen, dass das geforderte Volumen an Drittmitteln erreicht werden kann. Nun fallen diese Gelder weg.

Insbesondere die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte den Auftritt als unzulässig kritisiert und Gespräche mit den zuständigen Stellen in Bern und mit dem Veranstalter der Expo 2020 in Dubai geführt. Seit 2011 gibt es eine Vereinbarung zwischen dem Veranstalter und der WHO. Demnach dürfen an Weltausstellungen keine Tabakfirmen Sponsoring übernehmen, und es dürfen keine Tabakwaren verkauft oder beworben werden. Dasselbe gilt für E-Zigaretten.

Philip Morris bedauert Verzicht der Schweiz

Der Tabakmulti bedauert den Verzicht der Schweiz und den Umstand, dass der Aussenminister «von Aktivisten und Organisatoren in eine solche Position gebracht wurde», wie er in einer Mitteilung schrieb.

Diese Akteure behaupteten, dem Rauchen ein Ende setzen zu wollen, hätten aber offenbar kein Interesse daran, einen offenen Dialog über fundierte Wissenschaft, Innovation und bessere Alternativen für Raucher zu führen. Philip Morris sei bestrebt, Rauchern bessere, weniger schädliche Alternativen anzubieten.

Die Expo 2020 Dubai findet von Oktober 2020 bis April 2021 statt, unter dem Motto «Den Geist verbinden, die Zukunft bauen». Die Organisatoren erwarten rund 25 Millionen Besucherinnen und Besucher.

(sda/gku)