Nach dem Führungswechsel bei der türkischen Zentralbank ist die Talfahrt der türkischen Währung vorerst beendet. Der Dollar, der Ende vergangener Woche noch ein Rekordhoch von 8,5789 Lira markiert hatte, fiel am Montag um 4,3 Prozent auf 8,1550 Lira. Damit steuerte er auf den grössten Tagesverlust seit rund zwei Jahren zu. Der Euro verbilligte sich ähnlich stark auf 9,6895 Lira.

Auslöser der Rally seien Aussagen des neue Notenbank-Chefs Naci Agbal, sagten Börsianer. Agbal kündigte an, «entschieden» alle geldpolitischen Instrumente einzusetzen, um das Ziel von Preisstabilität zu erreichen. Für eine dauerhafte Erholung der Lira bedürfe es aber einer tatsächlichen Straffung der Geldpolitik, sagte James McCormick, Chef-Anlagestratege der Bank Natwest. Auch sei die Entlassung des bisherigen Notenbankchefs Murat Uysal durch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nicht gerade ein Zeichen für die Unabhängigkeit der Notenbank.

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Treuer Anhänger von Präsident Erdogan

Hier setzte auch die Kritik von Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann an. «Agbal gilt als erztreuer Verbündeter Erdogans. Es liegt der Verdacht nahe, dass der türkische Präsident nun einen noch direkteren Zugriff auf die Geldpolitik haben möchte. Der Lira kann das nur noch mehr schaden.» Erdogan gilt als erklärter Gegner von Zinsen und hat von der türkischen Notenbank wiederholt eine lockere Geldpolitik eingefordert.

Parallel zum Führungswechsel bei der Notenbank trat der türkische Finanzminister Berat Albayrak überraschend zurück. Albayrak ist Erdogans Schwiegersohn und galt bislang als dessen Kronprinz.

(reuters/gku)