Das Ölkartell Opec will angesichts der Auswirkungen des neuartigen Coronavirus auf die Weltwirtschaft eine deutliche Verringerung der aktuellen Rohölförderung erreichen. Die Opec forderte am Donnerstag laut einer Mitteilung eine Förderkürzung um 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl pro Tag für das zweite Quartal.

Eine Million Barrel sollen dabei die 14 Opec-Staaten einsparen, 500 000 Barrel die zehn Kooperationspartner, darunter Russland. Die Kürzung entspräche insgesamt rund 1,5 Prozent der weltweiten Ölproduktion. Ob Russland dem zustimmt, ist fraglich. Am Freitag beraten die Opec-Staaten mit ihren Kooperationspartnern über den Vorschlag.

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Die Opec und ihre Partner stehen unter grossem Druck, weil die Verbreitung des neuartigen Coronavirus weltweit zu wirtschaftlichen Problemen geführt hat. In den vergangenen Wochen ist der Ölpreis insgesamt deutlich gefallen: Zum Jahreswechsel lag der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent bei mehr als 65 US-Dollar, am Donnerstagmorgen stand er dagegen unter 52 US-Dollar.

Die "Opec+" versucht seit drei Jahren, mit Förderlimits den Ölpreis zu stabilisieren. Vor allem Saudi-Arabien hat grosses Interesse an einem deutlich höheren Ölpreis.

 

 

Der Einfluss des neuartigen Coronavirus auf die Weltwirtschaft und damit auf den Ölbedarf ist in den vergangenen Tagen offensichtlich geworden. Nun treffen sich die Energie- und Ölminister der Opec-Staaten. Erneute Förderkürzungen sind höchstwahrscheinlich.

Das Ölkartell Opec steht auch aufgrund des neuartigen Coronavirus vor einer schwierigen Sitzung über seine künftige Produktionsstrategie. Die zuständigen Minister der 14 Staaten wollen am Donnerstag über mögliche neue Förderbeschränkungen beraten, nachdem der Ölpreis zuletzt unter Druck stand.

Die Internationale Energieagentur (IEA) geht sogar davon aus, dass erstmals seit zehn Jahren die Nachfrage nach Rohöl sinken wird, auch die Opec selbst hat ihre Nachfrage-Prognose nach unten korrigiert. Ein schärferes Förderlimit scheint daher unvermeidlich.

Ein Komitee der Opec und ihrer zehn Kooperationspartner (Opec+) hatte Mitte Februar empfohlen, 600'000 Barrel (je 159 Liter) Öl pro Tag weniger zu fördern. Die starken wirtschaftlichen Auswirkungen durch das neuartige Coronavirus wurden aber erst einige Tage später wirklich deutlich, eine Kürzung in dieser Grössenordnung könnte also als kleiner Tropfen auf einem heissen Stein enden.

Kürzung erwartet

«Ich gehe davon aus, dass es eine erneute Kürzung geben wird um eine Million Barrel pro Tag», vermutet Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Saudi-Arabien sei sicher bereit, auch über eine stärkere Kürzung zu verhandeln. Die Frage sei aber, wie innerhalb des Ölkartells die Lasten verteilt würden.

Die Opec und ihre Partner versuchen seit Anfang 2017, den Ölpreis mit Hilfe von Förderlimits zu stabilisieren. Zuletzt hatten sich die zuständigen Energie- und Ölminister im Dezember auf schärfere Beschränkungen verständigt: Die 24 Staaten beabsichtigen aktuell, 1,7 Millionen Barrel pro Tag weniger Öl zu fördern als noch im Oktober 2018. Hinzu kommt eine freiwillige Kürzung um 400'000 Barrel pro Tag, die allein von Saudi-Arabien gestemmt wird.

(sda/mlo)