Aus der Stichwahl zum neuen Präsidenten in Finnland ist der Mitte-Rechts-Kandidat Alexander Stubb als Sieger hervorgegangen. Nach Auszählung fast aller Stimmen kam der ehemalige Ministerpräsident am Sonntagabend auf 51,6 Prozent, wie das Justizministerium mitteilte.

Sein grüner Gegenkandidat Pekka Haavisto vereinigte 48,4 Prozent der Stimmen auf sich. Umfragen zufolge lehnte ein Teil der finnischen Wähler Haavisto wegen seiner offen gelebten Homosexualität ab. Fast 46 Prozent der Stimmberechtigten nutzen die Briefwahl. Stubb hatte bei der ersten Runde am 28. Januar zwar die meisten Stimmen erhalten, war aber nicht als klarer Gewinner hervorgegangen.

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«Putin-Flüsterer» führte Finnland in die Nato

Mit der Wahl bricht für die 5,5 Millionen Finnen ein neues Zeitalter an. Amtsinhaber Sauli Niinistö hatte lange Zeit – wie seit Jahrzehnten in Finnland üblich – eine auf Diplomatie bedachte Aussenpolitik insbesondere gegenüber dem Nachbarn Russland gefahren. Wegen seiner zunächst guten Beziehungen zu Präsident Wladimir Putin erhielt er den Spitznamen «Putin-Flüsterer». Allerdings führte Niinistö als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sein Land aus der traditionellen Blockfreiheit in die Nato. Niinistö durfte nach zwei sechsjährigen Amtszeiten nicht mehr antreten.

Alle Anwärter auf die Staatsführung hatten im Wahlkampf eine harte Haltung gegenüber der Regierung in Moskau angekündigt. Stubb sagte jüngst der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview: «Politisch wird es keine Beziehungen zum russischen Präsidenten oder zur politischen Führung Russlands geben, bis sie den Krieg in der Ukraine beenden.»

Der 55-Jährige setzt sich für eine tiefere Integration in die Nato ein, was auch die Stationierung von Truppen des Bündnisses in Finnland umfassen könne. Die Lagerung von Atomwaffen lehnt er dagegen ab. Der ehemalige Aussenminister Haavisto zeigte sich zurückhaltender und bezeichnete ein Nato-Kontingent in Finnland als unnötig.

Das Staatsoberhaupt in Finnland hat umfassendere exekutive Kompetenzen als etwa der Bundespräsident in Deutschland. So leitet der finnische Präsident in enger Zusammenarbeit mit der Regierung die Aussen- und Sicherheitspolitik, vertritt das Land bei Nato-Treffen und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. 

(reuters/mth)