Seit 22. Juli befindet sich das Konsortium des Kasachen in Liquidation, wie das Betreibungs- und Konkursamt in Lugano (Ufficio fallimenti di Lugano) der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag bestätigte. Darüber berichtet hatte der «Corriere del Ticino». Geprüft wird nun laut dem Blatt eine Versteigerung des leerstehenden Gebäudekomplexes.
Die Umbaubewilligung hatte die Gemeinde Quinto Azimow schon 2016 erteilt, nachdem das Sanatorio del Gottardo für 750'000 Franken vom Kanton auf den Kasachen übergegangen war. 2021 wurde die Baugenehmigung sogar erneuert.
Laut dem «Corriere del Ticino» wollte Azimow die ehemalige Klinik für rund 40 Millionen Franken in ein Ausbildungszentrum für Wintersport umbauen. Bis zu 320 Schüler sollten hier unterrichtet werden.
Neben der Sanierung des alten Gebäudes sah das Projekt auf einer angrenzenden Parzelle zudem einen siebengeschossigen Neubau vor, in dem Studentenzimmer, eine Mensa sowie Turn- und Schwimmhallen Platz finden sollten, wie das «Baublatt» schrieb. Das waren die hochfliegenden Ankündigungen. Geschehen ist aber jahrelang nichts.
Rund hundert Arbeitsplätze
Im Sommer 2023 schliesslich kam wieder Bewegung in das Projekt. Die Kosten hatten sich allerdings verdreifacht: Statt der ursprünglich veranschlagten 40 Millionen würde das Bauprojekt nun 120 bis 150 Millionen Franken kosten, hiess es. Zudem sollte neu ein Schulcampus entstehen, der Platz für 500 Schüler bietet.
Laut «Corriere del Ticino» war neben der Akademie weitere Infrastruktur in der Umgebung geplant. Ausserdem sollten mit dem Sportcampus rund hundert Arbeitsplätze in der Region entstehen. Das Projekt sei deshalb von historischer Bedeutung und würde das Sportangebot im oberen Tal nach der Einweihung der Gottardo Arena vervollständigen.
«Zauberberg» im Tessin
Wie die Schatzalp in Davos war das 1905 von der Aktiengesellschaft gleichen Namens eröffnete Sanatorio del Gottardo oberhalb von Quinto lange Zeit ein Refugium für Tuberkulosekranke - sozusagen der «Zauberberg», in Anlehnung an den gleichnamigen Roman von Thomas Mann.
Als Spital genutzt wurde das Sanatorio del Gottardo rund 57 Jahre. In der Blütezeit bestand die Klinik aus einem Hauptgebäude, einem Ärztehaus und einem Waschhaus. Während des Ersten Weltkrieges diente sie ab 1918 als Militärspital und nahm verwundete und pflegebedürftige Soldaten auf. Auch nach dem Kriegsende blieb sie in Betrieb.
1920 ging das fünfstöckige Bauwerk an den Kanton Tessin über und wurde bis in die frühen Sechzigerjahre unter dem Namen Sanatorio Popolare Cantonale di Piotta für Tuberkulosekranke genutzt. Laut «Baublatt» wurde der Betrieb 1962 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Seither steht der Jugendstil-Bau leer.