Eine Übernahme der Credit Suisse durch die Konkurrentin UBS solle noch am Wochenende besiegelt werden, wie verschiedene Medien wie unter anderem die "Financial Times" (FT) berichteten. Die Zeitung berief sich auf mit den Gesprächen vertraute Personen.

Demnach bemühten sich die Schweizerische Nationalbank (SNB), die Finanzmarktaufsicht (Finma), die UBS sowie die Credit Suisse um eine schnelle Einigung. Auch die US-Behörden würden mit ihren Schweizer Kollegen an einer möglichen Vereinbarung mitarbeiten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Eine Einigung läge auch im Interesse der Behörden in Washington, da die beiden Banken in den Vereinigten Staaten tätig seien und als systemrelevant gelten würden.

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Die Schweizer Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht hätten ihren internationalen Amtskollegen mitgeteilt, dass eine Übernahme durch die UBS die einzige Möglichkeit sei, um einen Zusammenbruch des Vertrauens in die CS zu verhindern. Allein in der vergangenen Woche seien während der Turbulenzen täglich mehr als 10 Milliarden Franken von Einlagen aus der CS abgeflossen, hiess es im Bericht.

Bund soll Risiken absichern

Die Aufsichtsbehörden in den USA, Grossbritannien und der Schweiz prüfen zudem laut FT die rechtliche Struktur der Transaktion. Die beinhalte auch verschiedene Zugeständnisse an die UBS. Diese möchte etwa die Möglichkeit haben, alle nötigen globalen Kapitalvorschriften schrittweise erfüllen zu können.

Die UBS soll den Bundesrat um eine Absicherung möglicher Risiken gebeten haben, sollte sie die Credit Suisse ganz oder teilweise übernehmen, wie Bloomberg ebenfalls unter Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete.

Dem Beitrag zufolge erörterte die UBS Szenarien, um gegen mögliche Rechtskosten und potenzielle Verluste nach einer allfälligen Übernahme abgesichert zu sein.

Banken und Bund: Kein Kommentar

Die Schweizer Finanzakteurinnen und der Bundesrat blieben derweil stumm. Weder die Credit Suisse noch die UBS gaben am Samstag einen Kommentar zu den Berichten ab. Auch die Schweizerischen Nationalbank (SNB) und die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) äusserten sich auf Anfrage nicht.

Von der Schweizer Bundeskanzlei war zunächst ebenfalls keine Stellungnahme erhältlich. Eine Sprecherin des Finanzdepartements teilte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, man kommentiere keine Gerüchte.

Die Schweizerische Nationalbank und die Schweizer Aufsicht Finma organisieren den Berichten zufolge die Gespräche, um das Vertrauen in den Bankensektor des Landes zu stärken. Die Aufsichtsbehörden hätten den US-amerikanischen und britischen Amtskollegen mitgeteilt, dass eine Fusion der beiden Banken ihr "Plan A" sei. Darüber hinaus würden weitere Optionen beraten.

Die Schweizerische Nationalbank wolle eine unkomplizierte Lösung vor Öffnung der Märkte am Montag finden. Die "Financial Times" schrieb, es gebe keine Garantie, dass eine Einigung erzielt werde.

Experten sind kritisch für CS-Zukunft

Experten sahen die Zukunft der angeschlagenen Credit Suisse kritisch. Die Prognosen reichten von mehrmonatigen Problemen bis hin zum Ende der angeschlagenen Schweizer Grossbank, wie aus am Samstag veröffentlichten Interviews hervorging.

So sagte François Savary, Anlagechef beim Genfer Vermögensverwalter Prime Partners, gegenüber "Le Temps", die CS-Krise werde "wahrscheinlich einige Monate dauern". Sie werde allerdings keinen systembedrohenden Dominoeffekt auslösen.

Der ehemalige Bank-Wegelin-Teilhaber Konrad Hummler hingegen sah keine Zukunft für die CS, wie er zur "Neuen Zürcher Zeitung" sagte. Wenn das Vertrauen einmal weg sei, sei es weg. "Entweder wird die CS ordnungsgemäss abgewickelt, dafür gibt es ja standardisierte Methoden, die garantieren, dass die gesunden Sparten der Bank gerettet werden können. Oder die Abwicklung der CS wird auf eine andere Grossbank übertragen, und die Finma und der Staat übernehmen ohne Wenn und Aber die Garantie."

Der Zürcher SVP-Nationalrat und Weltwoche-Verleger Roger Köppel rief am Samstag den Bundesrat und die Schweizer Finanzbehörden dazu auf, die CS als eigenständige Schweizer Bank zu retten und den Schweizer Finanzplatz zu verteidigen. Er warf den USA vor, die Schweizer Grossbanken schwächen zu wollen.

Ob ein Zusammengehen der beiden Grossbanken überhaupt möglich wäre, war umstritten. So sagte der ehemalige Präsident der Finanzmarktaufsicht Finma, Eugen Haltiner, in einem Interview mit den "CH Media"-Titeln, die Wettbewerbskommission Weko wäre damit wohl nicht glücklich. "Im Fall von CS und UBS hätte die Weko sicher gewichtige Vorbehalte, weil beide Institute eine marktdominierende Stellung haben."

Entsteht grösstes Finanzinstitut Europas?

Die schlingernde Grossbank Credit Suisse hatte zuletzt unter erheblichem Vertrauensverlust der Anleger gelitten. Der Aktienkurs war auf ein Rekordtief gefallen, nachdem der grösste Investor der Bank die Bereitstellung von weiterem Kapital ausgeschlossen hatte und das Institut weiter mit Geldabflüssen zu kämpfen hatte.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellte dann dem Institut Kredite bis zu 50 Milliarden Franken zur Verfügung. Für die Notenbank, Finanzaufsicht und Regierung geht es auch darum, eine allgemeine Bankenkrise zu verhindern.

Eine vollständige Fusion würde eines der grössten systemrelevanten Finanzinstitute in Europa schaffen. Die Bilanzsumme der UBS - der grössten Schweizer Bank - belief sich 2022 auf 1117 Milliarden Dollar, die der Credit Suisse auf umgerechnet 531 Milliarden Franken. Die UBS hatte 2022 einen Gewinn von 7,6 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Credit Suisse wies dagegen einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken aus.

Im gesamten vergangenen Geschäftsjahr hatten Kunden der Credit Suisse Vermögen von rund 123 Milliarden Franken abgezogen. Der Börsenwert der Bank sackte in den vergangenen zwölf Monaten um rund zwei Drittel auf rund sieben Milliarden Franken ab. Zu Glanzzeiten Mitte der Nullerjahre war die Bank mehr als 110 Milliarden Franken wert.

Die UBS beschäftige Ende letzten Jahres weltweit gut 74'000 Mitarbeitende, die Credit Suisse rund 50'000 Personen. (SDA)