Die Schweiz müsse die lokalen Ressourcen auf innovative Pilotprojekte konzentrieren, sagte Thomas Schulthess, Chef des Nationalen Hochleistungsrechenzentrums (CSCS), im Interview mit der «SonntagsZeitung». Für die Auslagerung hiesiger Rechenkapazitäten bietet sich laut Schulthess Nordeuropa an: «Finnland, Norwegen und Schweden haben fernab der Städte grosse Wasserkraftvorkommen, die bereits installiert sind und früher etwa Minen oder Papierfabriken mit Strom versorgten. Die Schweiz sollte helfen, die Strominfrastruktur im Norden Europas für wissenschaftliches Rechnen besser nutzbar zu machen.»
So sei zusammen mit Finnland bereits ein Konsortium namens «Lumi» (Large Unified Modern Infrastructure) ins Leben gerufen worden, das zehn Länder umfasse, so Schulthess. Unter dessen Führung sei in einer ehemaligen finnischen Papierfabrik ein Rechencenter errichtet worden. «Der Standort passt perfekt und er ist kostengünstig. Die Fabrikhalle und die zugehörige Stromproduktions- und Kühlinfrastruktur standen bereits», so der CSCS-Chef. «Solche Projekte sollte es mehr geben. Doch seit die Schweiz aus den Verhandlungen über das Rahmenabkommen mit der EU ausgestiegen ist, piesackt uns die von der EU kontrollierte Dachorganisation von Lumi, und wir können uns nicht mehr voll einbringen.»
Eine derartige Erweiterung der Schweizer Rechenkapazität sei nötig, weil der Strombedarf steige, so Schulthess: «Nicht nur KI und Hochleistungsrechner brauchen grosse Mengen an Strom, sondern auch die Mobilität, die zunehmend von Verbrenner- auf Elektromotoren umstellen soll. Das heisst für uns als Gesellschaft: Wir müssen uns überlegen, wie wir die Probleme mit dem steigenden Strombedarf lösen können.»