Der Autobauer Stellantis hat auch im dritten Jahr seines Bestehens mehr Fahrzeuge verkauft und deutlich mehr verdient. Die wochenlangen Streiks in Nordamerika aber hinterliessen ihre Spuren, im Tagesgeschäft arbeitete der weltweit viertgrösste Fahrzeughersteller weniger profitabel.

Die Geschäftsleitung sieht unterdessen auf die Branche in diesem Jahr erhebliche Schwierigkeiten zukommen. Auch Konkurrent Renault hatte sich bereits vorsichtig zu den weiteren Aussichten geäussert.

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Preisumfeld «erheblich normalisiert»

Stellantis richtet sich darauf ein, dass das weltweit steigende Fahrzeugangebot und das schwache Wirtschaftsumfeld auf den Preisen lasten wird. «Das Preisumfeld hat sich erheblich normalisiert im Vergleich zu dem, was wir in der Vergangenheit gesehen haben», sagte Finanzchefin Natalie Knight am Donnerstag.

Der Vielmarkenkonzern wolle auf diese Herausforderungen unter anderem mit neuen Modellen reagieren. Auf der Positivseite dürften sich in diesem Jahr niedrigere Rohstoff- und Logistikkosten bemerkbar machen.

Im vergangenen Jahr verkaufte Stellantis mit Marken wie Peugeot, Fiat und Opel 6,2 Millionen Fahrzeuge, sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Hierzu trug auch das kräftige Wachstum bei den E-Autos bei.

Damit konnte sich der Hersteller noch vergleichsweise gut gegen die mächtige Konkurrenz von Tesla durchsetzen, aber auch gegen den zunehmenden Preisdruck von E-Fahrzeug-Herstellern aus China. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Wachstumsraten im E-Autogeschäft aber auch bei Stellantis deutlich zurückgegangen.

Probleme mit Streiks in Amerika

Probleme hatte Stellantis wegen der Streiks auf dem nordamerikanischen Markt, der grössten Absatzregion des Konzerns mit Marken wie Chrysler, Ram und Dodge. In der zweiten Jahreshälfte gingen die Auslieferungen dort im Vergleich zum Vorjahr zurück.

Wochenlang waren Beschäftige in Fabriken des Konzerns, aber auch bei Ford und General Motors, in den Ausstand getreten. Am Ende einigten sich alle drei Hersteller mit den Gewerkschaften auf kräftige Gehaltssteigerungen.

In Europa lieferte Stellantis sieben Prozent mehr Autos an Kunden aus, auch dank eines Anstiegs bei der deutschen Tochter Opel, für die der Konzern allerdings keine detaillierten Zahlen nannte. Das stärkste Wachstum mit fast 60 Prozent verzeichnete der Konzern im Mittleren Osten und in Afrika, während durch das schwache Wirtschaftsumfeld insbesondere in China die Verkäufe in der zugehörigen Region um fast ein Viertel einbrachen. Der Umsatz lag konzernweit mit knapp 190 Milliarden Euro um sechs Prozent über dem Vorjahreswert.

Auch Renault bleibt vorsichtig

Positive Zahlen hatte am Mittwochabend auch der französische Autobauer Renault vermeldet. Der Konzern verbuchte einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro, nachdem 2022 die Aufgabe des Russland-Geschäfts für einen Verlust von 354 Millionen Euro gesorgt hatte. 2023 profitierte Renault zudem von Preiserhöhungen und einem Anstieg der Verkaufszahlen, der Umsatz kletterte um 13 Prozent auf 52,4 Milliarden Euro.

Mit Blick auf 2024 schlug das Management jedoch ähnliche Töne an wie Stellantis. Man bleibe hinsichtlich der Absatzvolumina eher vorsichtig, sagte Finanzchef Thierry Pieton. In Europa und Lateinamerika rechne der Konzern lediglich mit stabilen Verkaufszahlen.

Vor allem auf dem E-Automarkt hatte der Renault zuletzt erhebliche Schwierigkeiten. Nachdem die Pläne für einen Börsengang der E-Autosparte Ampere inzwischen auf Eis gelegt sind, will sich das Management um Chef Luca de Meo nun auf Partnerschaften in dem Bereich konzentrieren, um Kosten zu senken.

Zudem soll das Produktangebot überarbeitet werden, zehn neue Autos kommen in diesem Jahr auf den Markt, darunter das wichtige E-Modell R5. «Wir werden Autos mit einem bestimmten Margenniveau durch deutlich profitablere Modelle ersetzen», kündigte Pieton an.