Die EU erziele in der Schweiz zwar einen Exportüberschuss von 20 Milliarden Franken, sagte Brupbacher in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung". Aber: "Wir verdienen mit Güterexporten in die EU 12'200 Euro pro Einwohner, die EU umgekehrt nur 270 Euro. Man kann leichter auf 270 Euro verzichten als auf 12'200."

Er spüre, wie "gewisse EU-Kreise" die Geduld mit der Schweiz verlören, sagte Brupbacher, der auch Vorsitzende des europäischen Tech-Verbands Orgalim ist. Die EU versuche bisher beim Börsenhandel, der Forschung und Produktzulassungen Druck aufzusetzen. "Wenn die Gespräche jetzt aber nach all den Jahren erneut scheitern, besteht das Risiko einer Eskalation", so Brupbacher. "Ohne privilegierten Marktzugang, sichere Stromversorgung und international vernetzte Spitzenforschung werden wir unseren Wohlstand langfristig nicht halten können. Hochmut kommt vor dem Fall."

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Die Schweizer Neutralitätspolitik in Bezug auf die Ukraine habe der Schweiz bisher ebenfalls nicht geholfen. Besonders in Osteuropa stosse diese auf Unverständnis, sagte Brupbacher. "Während andere Länder angesichts des Kriegs ihre Rolle neu definieren, versteckt sich die Schweiz unter Druck der Neutralitätsinitiative hinter einer unhistorischen, radikalen Definition von Neutralität." Früher sei diese Mittel zum Zweck gewesen. "Heute aber muss sich jeder Staat fragen, ob unsere Rüstungs- und Sicherheitsfirmen noch verlässlich sind." Die Schweizer Regelung stelle die Verlässlichkeit infrage.