Mit 34,6 Milliarden Euro war der Überschuss für «Made in Germany» im Handel mit den Vereinigten Staaten um gut 15 Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat.

Im weltweiten Warenverkehr nahm der Exportüberschuss Deutschlands um 32,7 Milliarden Euro oder 21,2 Prozent auf 121,3 Milliarden Euro ab, unter anderem weil Europas grösste Volkswirtschaft deutlich mehr Waren aus China importierte als es in das Land exportierte. Niedriger war der deutsche Exportüberschuss in den ersten sieben Monaten zuletzt 2023 (120,1 Mrd Euro).

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Geht Trumps Strategie auf?

Seit dem 7. August gelten für die meisten Importe aus der Europäischen Union in die USA Zölle von 15 Prozent. Die Zölle für Stahl und Aluminium hatte US-Präsident Donald Trump Anfang Juni auf 50 Prozent hochgeschraubt. Trump wirft den Europäern vor, die USA «abzuzocken» und will mit höheren Zöllen auf Einfuhren in die Vereinigten Staaten mehr Gleichgewicht im Welthandel erzwingen. Ob diese Strategie dauerhaft aufgeht, ist offen.

US-Verbraucher und ausländische Exporteure zahlen die Zoll-Zeche

«Die eindeutigen Verlierer im Handelskrieg sind US-Verbraucher und ausländische Exporteure», sagt der Leiter der Unternehmensforschung des Kreditversicherers Allianz Trade, Ano Kuhanathan. «Sie zahlen in den meisten Fällen am Ende die Zeche.» Dies betreffe 77 Prozent der Fälle.

Ausländische Exporteure haben der Allianz-Trade-Analyse zufolge vor allem bei Tierfutter, Zucker, Papier, Snacks, Tiefkühlkost und Nudeln ihre Verkaufspreise gesenkt, um die Zoll-Mehrkosten aufzufangen.

Etliche Produkte verteuern sich stärker als die Importkosten

Zugleich nutzen etliche US-Unternehmen die höheren Importzölle, um ihre eigenen Gewinne zu steigern. «Insbesondere bei Kaffee, Getränken, Unterhaltungselektronik, Bekleidung, Sportartikeln, Spielzeug und Schmuck sind die Endverbraucherpreise in den USA stärker gestiegen als die Importkosten», erläutert Allianz Trade-Experte Kuhanathan.

Nach Schätzungen des Kreditversicherers dürften Verbraucher in den USA für Möbel 3,6 Prozent sowie für Autos, Bekleidung, Schmuck und Schuhe bis zu 2,3 Prozent mehr zahlen als aufgrund der Importkosten zu erwarten gewesen sei.

USA wichtigster Handelspartner für Deutschland

Trotz des Rückgangs der Ausfuhren sind die USA immer noch der Handelspartner, mit dem Deutschland den höchsten Exportüberschuss aufweist. Doch das Geschäft mit dem wichtigen US-Markt wird wegen der höheren Zollhürden schwieriger.

Zwar gingen auch im Juli die meisten deutschen Ausfuhren in die Vereinigten Staaten. Allerdings gab es den vierten monatlichen Rückgang in Folge und den tiefsten Stand seit Dezember 2021.

Letztes Handelsdefizit mit den Vereinigten Staaten gab es 1991

In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres sanken die deutschen Exporte in die USA verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent auf 89,9 Milliarden Euro. Zugleich stiegen die Importe aus den USA um 2,2 Prozent auf 55,3 Milliarden Euro.

Europas grösste Volkswirtschaft Deutschland erzielt seit mehr als drei Jahrzehnten Jahr für Jahr Exportüberschüsse im Aussenhandel mit den USA. Das letzte Handelsdefizit mit den Vereinigten Staaten gab es im Jahr 1991.

Schwierige Zeiten auch im Handel mit China

«Die heute veröffentlichten Zahlen zum Aussenhandel unterstreichen, wie stark die deutsche Wirtschaft von den aktuellen geoökonomischen Verschiebungen getroffen ist», ordnet Sebastian Dullien ein, der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung.

Auch die Ausfuhren nach China gingen zuletzt deutlich zurück. Unter dem Strich stand nach sieben Monaten aus deutscher Sicht im Geschäft mit China der höchste Importüberschuss seit 2022: 47,7 Milliarden Euro. Dullien prognostiziert: «Für die kommenden Monate ist bestenfalls mit einer leichten Erholung der deutschen Exporttätigkeit zu rechnen.»