Heute Freitag ist kein normaler Tag an der Wall Street oder an der Schweizer Börse in Zürich. Anleger, Investoren und Firmenchefs blicken gebannt nach Jackson Hole, ein Tal im Westen des US-Bundesstaates Wyoming. Dort findet aktuell das Jackson Hole Symposium statt – das Jahrestreffen der wichtigsten Nationalbank-Präsidenten. Der Höhepunkt: die heutige Rede von Fed-Chef Jerome Powell (72) um 16 Uhr Schweizer Zeit. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Hier in den Rocky Mountains wurden immer wieder geldpolitische Wendepunkte angekündigt – und die Weichen für die Weltwirtschaft gestellt. In diesem Jahr gehts gleich um mehrere wichtige Punkte, die Powell ansprechen könnte. 

Kommt die Zinswende?

Einerseits sind da natürlich die Zinsen. In Amerika bewegt sich der Leitzins weiterhin zwischen 4.25 und 4.5 Prozent – für ein westliches Land ein relativ hohes Niveau. Zum Vergleich: Die Schweiz hat aktuell Nullzinsen.

Auf Zinssenkungen haben die amerikanischen Anleger in diesem Jahr bislang noch vergebens gewartet. Das könnte sich bald ändern. Experten zufolge ist es denkbar, dass Powell heute eine Kursänderung bekanntgibt – und mehrere Zinssenkungen für den Herbst sowie den Winter und Frühjahr 2026 in Aussicht stellt. 

Es gibt aber auch die andere Leseart: Donald Trumps weltweite Strafzölle erschweren Powells Ausgangslage. Senkt er die Zinsen zu spät, erhöht er den Druck auf den amerikanischen Arbeitsmarkt, der einen schlechten Spätfrühling und Sommer hinter sich hat. Senkt er die Zinsen zu früh, könnte die Inflation ausser Kontrolle geraten. 

Schiesst Powell gegen Trump?

Für den US-Präsidenten kommen allfällige Zinssenkungen im Herbst ohnehin zu spät. Trump wollte schon wenige Wochen nach Amtsantritt «grosse Zinssenkungen» und drohte Powell mehrfach mit der Absetzung – obwohl der US-Präsident den Fed-Chef rechtlich wohl gar nicht entlassen dürfte. 

In einem Fox-News-Interview wiederholte Trump diese Woche seine Abneigung gegen Powell, den er auch schon als «Verlierer» und «Idiot» bezeichnet hatte. Er würde ihn am liebsten «sofort entlassen». Aber er wolle die Märkte nicht beunruhigen, deshalb werde er es nicht tun. 

Nicht auszuschliessen, dass Jerome Powell heute auch indirekte Worte an Trump richtet. Sagt er etwas zu den Absichten des Präsidenten, die Fed zu «kontrollieren»? Was meint er zu den möglichen Auswirkungen von Trumps Strafzöllen? 

Wie gehts mit dem US-Dollar weiter?

Politisch birgt das Sprengkraft. Wirtschaftlich dürfte neben den Zinsen viel mehr interessieren, wie Powell den US-Dollar stützen will. Die Weltwährung hat sich in den letzten Monaten merklich abgeschwächt – und ist zum Schweizer Franken gar auf ein historisch tiefes Niveau gefallen. Aktuell gibts einen Dollar für 81 Rappen.

Klar ist vor der Jackson-Hole-Rede sowieso nur etwas: Es wird Powells letzte als Fed-Chef sein. Seine Amtszeit endet im Mai 2026. Spätestens dann kann Donald Trump, der Powell während seiner ersten Amtszeit ausgewählt hat, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin bestimmen. Bis dahin allerdings gilt noch das Wort von Jerome Powell – heute das letzte Mal auf der grössten aller Bühnen.