St. Moritz, 1948 – das war das letzte Mal, als die Olympischen Winterspiele in der Schweiz stattfanden. Das Engadin, mit seinen gefrorenen Seen und den verschneiten Bergen, hätte kein besserer Austragungsort sein können. Das i-Tüpfelchen waren drei goldene Medaillen: in der Abfahrt, im Bobfahren und im Slalom. Der Schweiz schwoll die Brust vor Stolz auf ihre Athleten und Athletinnen, eine Welle der Motivation flutete das Land.

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Solche Momente sind für die Ewigkeit. Jetzt hat die Schweiz erneut die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben – eine realistische Möglichkeit. Wenn sie es denn will. Die Olympischen Winterspiele stehen auf Messers Schneide. Verschiedene Verbände und Swiss  Olympics wollen sich für 2030 als Standort für das Winterfeuer bewerben, doch die Hürden sind hoch, die Skepsis im Land ist gross.

Das Wallis und das Bündnerland haben mögliche Kandidaturen in vorangehenden Abstimmungen bachab geschickt. Der Ruf des Grossevents hat in den letzten Jahre stark gelitten – wegen Entscheiden des Internationalen Olympischen Komitees und einer problematischen Vergabe von Olympischen Winterspielen an Länder, die wenig mit Wintersport am Hut haben. Und auch wegen Dopingvorfällen, die die Sonnenseiten des Anlasses in den Schatten gestellt haben. Warum also sollte es dieses Mal funktionieren?

Die einfache Antwort: weil es sich um Olympische Winterspiele in der Schweiz handelt. Die Eidgenossenschaft ist ein verlässlicher, internationaler und hoch angesehener Partner, der Wintersport wurzelt hierzulande tief, und das Land greift auf eine bestehende Infrastruktur zurück. Es gilt, die verschiedenen Wettbewerbe auf den jeweils besten Standort aufzuteilen: Abfahrt in Wengen oder Adelboden. Nordische Sportarten in Goms oder Davos. Eishockey in Zürich, Zug oder Lausanne. Für die Freestylerinnen oder Bobfahrer findet sich Platz in St. Moritz.

Aber es geht um mehr als Sport: Die Schweiz als Ganzes steht im Fokus – nicht ein Ort, eine Region oder ein Kanton –, sondern die Schweiz als geeinter Austragungsort von Olympischen Spielen, die für das stehen, was sie sind: ein sportlicher Wettkampf unter den Besten. Kein Gigantismus der Austragungsorte. Wenn, dann darf an einem solchen Anlass nur etwas überragen: Sportlerinnen und Sportler, die die Grenzen ausloten und neue Rekorde stecken. Falls es hierzulande so weit kommt und unsere Athletinnen und Athleten auch noch Goldmedaillen absahnen, wird auch der letzte Skeptiker, die letzte Skeptikerin verstummen. Und wie bereits 1948 wird der Erfolg auf den Rest der Schweiz überschwappen.

Tina Fischer
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