Der Basler Pharmakonzern Roche will die Zahl der Coronavirus-Schnelltests zur Erkennung hochfahren – um schlussendlich pro Monat Stückzahlen im dreistelligen Millionenbereich erreichen. Dies sagte Severin Schwan, der Konzernchef von Roche, in einer Online-Konferenz. Bei den «herkömmlichen» PCR-Tests zur Erkennung des Erregers würden die Stückzahlen im zweistelligen Millionenbereich bleiben.

Der Markt für Coronavirus-Tests sei völlig ausverkauft, berichtete Schwan weiter.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Roche entwickle derzeit einen Schnelltest mittels Speichelprobe: Ein solcher Test könne auch von nicht medizinisch geschulten Personen durchgeführt werden und würde sich damit für Grossveranstaltungen eignen. Derzeit ist für die Schnelltests, deren Ergebnis binnen 15 Minuten vorliegt, ein Abstrich im Nasen-Rachenraum nötig, der ausgebildetes Personal erfordert.

Präzision kostet

PCR-Tests sind präziser als die – schnellen – Antigen-Tests, aber deutlich teurer und nur in Labors machbar. PCR-Tests weisen das Genmaterial des Virus nach, Antigen-Tests dagegen Proteine der Virushülle. Schwan zufolge kostet ein Roche-Antigen-Test weltweit einen mittleren einstelligen Euro-Betrag. Aufwendungen kommen hinzu, beispielsweise für die Ausführung des Tests in einer Arztpraxis.

Am gestrigen Mittwoch beschloss der Bundesrat nach einem Validierungsverfahren, die Schnelltests zuzulassen und in die Covid-19-Strategie einfliessen zu lassen. Gerade die Wirtschaft setzt grosse Hoffnungen auf die neuen Verfahren. Laut Rudolf Minsch, dem Chefökonomen von Economiesuisse, könnten Sie «zum wirklichen Gamechanger werden». Denn mit ihnen eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten, so Minsch in einer Stellungnahme: «Es macht keinen Sinn mehr, grossflächig Leute in Quarantäne zu setzen, die vielleicht infiziert worden sind. Wenn beispielsweise nach einer Hochzeit, nach einer Arbeitsschicht oder in einer Abteilung ein Corona-Fall auftaucht, müssen fortan nur noch alle zum Schnelltest. Und nur wer wirklich positiv getestet wird, muss auch in Quarantäne.»

Lieber Spital als Blumenladen

Schon seit einiger Zeit fordern auch Fluggesellschaften sowie Tourismus- und Berufsverbände, mit Schnelltests das Quarantäneregime auszuhebeln. 

Roche-Chef Severin Schwan räumte im Gespräch, dass ihn die rapide anziehenden Coronavirus-Infektionszahlen in vielen Ländern überrascht hätten. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Gesundheitssysteme mit der zweiten Erkrankungswelle besser zurechtkommen als beim ersten Mal.

Diesmal seien die Krankenhäuser gut vorbereitet und organisiert, sagte der Roche-Chef. Er rief Patienten dazu auf, nicht aus Angst vor einer Ansteckung vor Behandlungen zurückzuschrecken. «Das Infektionsrisiko in einem Spital ist mit Sicherheit geringer wie wenn sie in irgendwo in einem Blumenladen reingehen.»

(AWP – rap)