Nach pandemiebedingt fetten Jahren gabs für die Schweizer Velobranche einen herben Dämpfer und auch der seit Jahren steigende Marktanteil der elektrisch unterstützten Velos ging erstmals seit langer Zeit wieder leicht zurück. Von allen Velokategorien konnten einzig schnelle S-Pedelecs mit einer Unterstützung bis 45 Stundenkilometer bei den Verkäufen zulegen. Trotz der gedämpften Stimmung auf dem Velomarkt ist die Branche, insbesondere im Bereich der E-Bikes innovativer und vielfältiger unterwegs denn je.

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Gute E-Bikes werden günstiger

Dass gute E-Bikes nicht zwangsläufig ein Vermögen kosten müssen – Schweizer Käufer geben im Schnitt 4500 Franken für ein neues E-Bike aus–, stellte auch der Touring Club Schweiz (TCS) fest: Zusammen mit dem Fachmagazin «Velojournal» hat der TCS die meistverkauften E-Citybikes mit einem Preis bis 2500 Franken verglichen und sieben Modelle auf Antrieb, Qualität der Ausstattung, Sicherheit, Fahreigenschaften und Handhabung geprüft. Überraschendes Ergebnis: Alle Bikes erhielten mindestens die Note «Empfehlenswert», fünf sogar ein «Sehr empfehlenswert», darunter auch das günstigste Modell Dinal III 28 von Hersteller Trelago, das bereits für 999 Franken bei der Landi erhältlich ist. Testsieger war das Modell City Bike C500 Urban Motion der Marke Beeq, das für 1699 Franken bei Decathlon angeboten wird. 

E-Bikes werden wieder leichter

Jahrelang gabs bei E-Bikes nur eine Richtung: Die Akkus wurden grösser, die Motoren stärker – und folglich die Velos immer schwerer. Ein durchschnittliches E-Bike (25 Stundenkilometer) wiegt heute rund 25 Kilogramm – die robusteren S-Pedelecs bringen teilweise sogar bis zu 40 Kilo auf die Waage. Doch seit einiger Zeit lässt sich ein Gegentrend beobachten: Sogenannte Light-Support-E-Bikes kommen dank kleineren Akkus und schlankeren Motoren schon auf deutlich unter 20 Kilo. Ein Pionier auf dem Gebiet ist die estländische Marke Ampler, die auch mit eigenem Zürcher Shop auf dem Schweizer E-Bike-Markt vertreten ist. Ihr Rezept: Statt klobige, schwere Bikes kreiert sie leichte, sportliche Velos, denen man die E-Unterstützung kaum ansieht und die dennoch für längere Pendlerstrecken taugen. Im Schnitt wiegen die 2500 bis 3700 Franken teuren Ampler-Modelle zwischen 14 und 18 Kilogramm. 

<p>Inszenierung des Cargobikes Flinc für die Werbung: E-Bikes wurden zum Statussysmbol und Lifestyleprodukt.</p>

Inszenierung des Cargobikes Flinc für die Werbung: E-Bikes wurden zum Statussysmbol und Lifestyleprodukt.

Auch einige Schweizer Marken haben neue Light-Support-E-Bikes im Sortiment: So kommt das Modell Upstreet SL 3.10 von Flyer mit Schutzblechen, Licht und Gepäckträger auf rund 18 Kilo, das Modell Swissrider des Berner Unternehmens Thömus sogar auf nur 11,5 Kilo. Zudem hat das Genfer E-Bike-Unternehmen Miloo das leichteste S-Pedelec der Welt vorgestellt: Das Adventure Beast genannte Gravelbike – eine Mischung aus Mountainbike und Rennvelo – wiegt dank Vollkarbonrahmen je nach Version lediglich zwischen 16 und 21 Kilo und stromert bis zu 125 Kilometer weit. Das Trainingsgerät von Skiass und Markenbotschafter Marco Odermatt kostet allerdings auch mindestens 7500 Franken.

Utility-Bikes: Lastenvelos in Schlank

In Holland, Dänemark oder Deutschland boomen Cargobikes. Und auch in der Schweiz ist der Trend zu den meist elektrisch unterstützten Lastenvelos angekommen. Viele junge Familien nutzen E-Cargobikes als Autoersatz, wollen damit autark in der Stadt unterwegs sein, die Kinder zur Kita fahren oder Einkäufe erledigen. Und auch die Zahl gewerblicher Lastenvelofahrer steigt, denn in den vergangenen Jahren haben Lieferdienste E-Cargobikes ebenfalls für sich entdeckt.

Je nach Modell unterscheidet sich deren Handling aber stark von normalen E-Bikes – und sie benötigen mehr Platz. Als Alternative kommen jetzt die sogenannten Utility-Bikes: Sie bieten ebenfalls viel Stauraum, sind aber deutlich kompakter gebaut und lassen sich dank kleineren Rädern dynamischer bewegen als klassische Cargobikes. Auch Schweizer Firmen mischen auf dem Markt der kompakten Cargobikes mit: Die für ihre Taschen aus LKW-Planen bekannten Brüder Markus und Daniel Freitag haben mit ihren unabhängig voneinander gegründeten Startups Flinc und Monopole soeben zwei neue Utility-Bikes präsentiert: das hoch gebaute Modell von Flinc ohne, jenes von Monopole auch mit Elektrounterstützung.

Digital und innovativ

Alles wird smarter – auch E-Bikes. Bei Boschs neuem Smart-System können sich Userinnen via App während der Fahrt unkompliziert neue Zwischenziele setzen und Daten wie Herzfrequenz oder Höhenprofile via Display abrufen. Auch beim Schweizer Anbieter FIT dreht sich alles um die Vernetzung von E-Bike und Smartphone: Zusatzfunktionen wie GPS-Tracking, Diebstahlschutz oder Navi-Möglichkeiten lassen sich bei kompatiblen Velos seit diesem Jahr kostenlos dazuschalten. Und selbst Chat GPT macht vor E-Bikes nicht halt: Der chinesische Hersteller Urtopia hat Anfang 2024 ein Modell mit integrierter Spracheingabe vorgestellt, womit während der Fahrt Infos zu Sehenswürdigkeiten, Geschäften oder Restaurants abgerufen werden können. 

Eine der vielversprechendsten (mechanischen) Innovationen auf dem E-Bike-Markt hat der deutsche Getriebespezialist Pinion vorgestellt. In der neuen Motorgetriebeeinheit MGU (englisch: Motor Gearbox Unit) laufen Gangwechsel statt über verschleiss- und defektanfällige Schaltwerke am Hinterrad im geschützten Gehäuse direkt im Motor. Dies führt zu besonders leichtgängigen Gangwechseln und sorgt insbesondere in Verbindung mit einem Zahnriemen für einen wartungsarmen und langlebigen Antrieb.