Wer sich einem Werk von Patric Sandri nähert, erkennt zunächst klassische Zutaten: Fläche, Farbe, Keilrahmen. Doch schnell zeigt sich, dass er die Vorstellung davon, was ein Bild ist, auf den Kopf stellt. Sandris Werke sind keine Gemälde im herkömmlichen Sinn – sie sind Reflexionskörper und Raumexperimente. Die Farbe scheint nicht auf der Leinwand zu liegen, sondern darin zu schweben. «Meine Werke sehe ich als persönliche Antworten auf meine Fragen zur Kunstgeschichte», sagt er.
1979 in Uster geboren, faszinierten Sandri schon als Kind Lichtphänomene. Ein inspirierender Zeichenlehrer führte ihn in die Welt der Kunst ein, später studierte er an der Universität der Künste in Luzern und machte einen Master am Royal College of Art in London. Seither pflastern Preise, Künstlerresidenzen und Ausstellungen im In- und Ausland seinen Weg.
Statt der Vorderseiten bemalt Sandri oft die Rückseiten und Kanten seiner Leinwände bunt und verwandelt sie so in Leuchtkörper, die das Licht nicht nur reflektieren, sondern es selbst abstrahlen. Licht, Farbschichten und die Bewegung des Betrachters verwandeln jedes Werk in ein dynamisches Feld, das auf jeden Schritt reagiert.
In seinen jüngsten Arbeiten bespannte Sandri den Keilrahmen statt mit klassischer Leinwand mit durchscheinendem Voile-Stoff. Auf den ersten Blick entsteht eine Fläche, doch die Farben leuchten von innen, während die Rahmenkonstruktion sichtbar bleibt. Das farbige Strahlen entsteht durch Neonpigmente in Rot, Gelb und Blau auf den Innenkanten des Keilrahmens, die einen Schimmer an die Wand hinter dem Gemälde werfen. «Die Farben werden zur Lichtquelle», erklärt Sandri. «Die Oberflächen säuseln mit visueller Reibung, wenn man sich auf das Werk zubewegt. Das Bild weigert sich, sich zu fixieren.» Die konsequente Arbeitsweise erzeugt überraschende sinnliche Effekte – und beschert Sandri Erfolge in Galerien im In- und Ausland. Seine Arbeiten waren unter anderem in Zürich, Innsbruck, Wien, Neapel, Berlin und München zu sehen und sind in bedeutenden Sammlungen vertreten – unter anderem in der Kunstsammlung der Stadt Zürich, der Esposito Collection in Neapel und der Collezione Imago Mundi in Mailand.
Die Preise liegen zwischen 2000 und 30’000 Franken. Atelierbesuche über info@patricsandri.com. Mehr Infos: www.patricsandri.com.
Dieser Artikel ist im Millionär, einem Magazin der Handelszeitung, erschienen (Dezember 2025).

