EZB im Sterne-Krieg: Kritiker fluten Google mit negativen Reviews

Kritiker der Europäischen Zentralbank EZB haben ein neues Ventil für ihre Frustration gefunden: schlechte Noten auf Google Maps für den über 200 Meter hohen und 1,2 Milliarden Euro teuren EZB-Turm in Frankfurt. Die negativen Rückmeldungen treffen fast im Minutentakt ein. Die Leute beschweren sich über steigende Preise, sinkende Kaufkraft und finanziell schwierige Zeiten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird persönlich angegriffen. «Ein Haufen hochbezahlter Leute» würden im Turm arbeiten, die «nichts» gegen die Inflation getan hätten, reklamiert eine Person. Die Inflation sei «höher als der EZB»-Turm, protestiert eine andere. «Schönes Gebäude, aber schlechte Politik» Das Hauptziel der Geldpolitik der EZB sei nicht mehr die Gewährleistung der Preisstabilität, heisst es weiter. Eine «Katastrophe» sei im Gang. «Ein Zirkus» sei es, doppelt jemand anderes nach. «Schönes Gebäude, aber schlechte Politik», reklamiert ein weiterer. «Währungsstabilität? Was ist das?», schreibt eine Person mit Klarnamen. Es hagelt reihenweise Ein-Sterne-Bewertungen. Alleine in den letzten 48 Stunden haben Dutzende ihre Wut abgeladen. Lagarde sei eine «völlige Fehlbesetzung», raunt ein Kommentator. Und das ist einer der wenigen, die überhaupt zitierbar sind. Zahlreiche Reviews sind derart angriffig, dass sich die EZB eine Intervention der anderen Art überlegen muss. Bis vor kurzem waren die Architektur und die Ausstattung des Gebäudes Hauptaugenmerk der Kommentatoren. Es ging um die Glasfassade, die Höhe, das Wolkenspiel, das sich im Gebäude spiegelt. Jetzt dominiert der Preisdruck, den zahlreiche Personen im Portemonnaie spüren: Die Gasrechnung hat sich vervielfacht, der Benzinpreis ist auf Rekordwerte hoch, Butter und Margarine kosten mehr. Rekordinflation in Europa Die Inflation in der Euro-Zone erreichte im Juli einen Wert von 8,9 Prozent. Dies ist die höchste Rate seit Einführung des Euros als Buchgeld 1999. Im Juni lag die Preissteigerung bei 8,6 Prozent. Getrieben wird die Teuerung in erster Linie durch die Energiepreise. Die Kerninflation, bei der besonders schwankungsanfällige Preise von Energie, Lebens- und Genussmitteln nicht berücksichtigt werden, liegt mittlerweile bei 4 Prozent. Die drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland erleben die härteste Teuerung. In Deutschland beträgt die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate 8,5 Prozent. Die Teuerung vernichtet einen Teil der Kaufkraft in Europa. Den Leuten bleibt plötzlich weniger zum Leben. Und das sorgt für Unmut. Immerhin brennen aber noch keine Mülltonnen vor dem EZB-Gebäude. Derartige Zustände, inklusive berstender Schaufenster und abgefackelter Polizeifahrzeuge, erlebten die Währungshüter zuletzt im März 2015, als der EZB-Turm offiziell eröffnet wurde. Ausschreitungen unter Draghi Die damaligen Ausschreitungen waren heftig. Über Frankfurt lag ein Gemisch aus Tränengas und verbrannten Autoreifen. Die EZB-Verantwortlichen mussten sich gegen den Vorwurf der «Verelendungspolitik» und «Verarmungspolitik» wehren, weil sie harte Sanierungsmassnahmen in Südeuropa durchgedrückt haben. Die Schweizerische Nationalbank darf das alles aus sicherer Distanz beobachten. Sie blieb damals unberührt vom Hass der Notenbank-Kritiker und wird auch aktuell verschont. Die Kommentare bei Google Maps bewerten in erster Linie das Äussere des Gebäudes. Oder die Schalterhalle. Oder die Wartezeiten beim Eintausch alter Noten. Aber es gibt kaum inflationsgenährte Hassbotschaften, keinen Sterne-Krieg, weder in Bern noch in Zürich. Kein Wunder: Die Schweiz meistert den Inflationssturm bislang relativ souverän – unter anderem wegen des starken Frankens. Die Teuerung liegt bei vergleichsweise tiefen 3,4 Prozent. Aber: Auch hierzulande herrscht ein gewisser Pessimismus. Selbst während Corona oder der Finanzkrise war die Stimmung bei den Konsumentinnen und Konsumenten besser als jetzt.

EZB im Sterne-Krieg: Kritiker fluten Google mit negativen Reviews

Jetzt verpassen Kritiker der EZB schlechte Google-Bewertungen