«Grand Theft Auto VI»: Mega-Leak könnte für Rockstar Games grosse finanzielle Konsequenzen haben

Es ist eines der am meisten herbeigesehnten Videospiele: «Grand Theft Auto VI». Eigentlich sollte der neueste Ableger der «GTA»-Reihe frühestens in zwei Jahren auf den Markt kommen. Jetzt aber veröffentlichte am Wochenende der User «teapotuberhacker» neunzig Videos aus der Entwicklungsphase des kommenden Games. Seit einigen Tagen zirkuliert das Material auf Youtube, Reddit und anderen Online-Plattformen. Die noch nie gezeigten Videos belegen nun, dass etwas dran ist an den Gerüchten, wonach die Serie ihre erste weibliche Protagonistin bekommt. Wie der Hacker ans Videomaterial gelangen konnte, ist unklar. Im Forum, in dem er die Videos zuerst hochgeladen hatte, behauptete der User, auch für den Hack auf Uber von Ende vergangener Woche zu stecken. Der Nutzer hinter der Veröffentlichung soll auch Zugriff auf Quellcode haben. Diese Behauptungen sind jedoch nicht bestätigt. In einer weiteren Nachricht über das kommende «Grand Theft Auto»-Spiel stellte der Hacker jedoch die Veröffentlichung weiterer interner Informationen über das Projekt in Aussicht. Vorgängerspiel ist eines der erfolgreichsten Games der Welt Der «GTA»-Leck ist von grossem Ausmass – und von riesigem Interesse. Der Vorgänger von 2013, «Grand Theft Auto V», wurde zum wertvollsten Unterhaltungseigentum des Herstellers Rockstar Games. Mit 169 Millionen abgesetzten Kopien ist er eines der erfolgreichsten Spiele aller Zeiten. Deshalb wurden die Videos der unfertigen «GTA 6»-Version nun bereits millionenfach angeschaut. Und dies, obwohl Rockstar Games die Sperrung des Videomaterials auf Youtube und anderen Plattformen veranlasst hat und gegen User vorgeht, die die gestohlenen Videos weiter hochladen. Weil gleich so viel Filmmaterial an die Öffentlichkeit kam, zweifelten am Wochenende zuerst einige Menschen an der Echtheit der Videos. Gegenüber dem «Bloomberg»-Reporter und Videogame-Journalist Jason Schreier bestätigten aber Personen, die mit der Entwicklung des Spiels vertraut sind, dass die Videos echt sind. Mittlerweile hat Rockstar auf Twitter den Hack ebenfalls öffentlich bestätigt. Ein «Netzwerkeinbruch» habe dem Hacker ermöglicht, die Inhalte herunterzuladen. In der Erklärung betonte der Game-Hersteller, dass die Ereignisse keinen Einfluss auf die weitere Entwicklung von «Grand Theft Auto VI» haben werden: «Wir erwarten weder eine Unterbrechung unseres Live-Spielservices noch eine langfristige Auswirkung auf die Entwicklung unserer laufenden Projekte.» Am Montag fielen die Aktien von Take 2 Interactive, dem Mutterkonzern von Rockstar Games, dennoch um bis zu 3,3 Prozent. Grösster Leak der Game-Geschichte erfolgte 2003 Dass ein Hack dieser Grössenordnung trotz des Dementi dennoch längerfristige Folgen haben kann, zeigt ein Blick auf frühere Leaks – denn Rockstar ist nicht das erste Studio, von dem Game-Material im Internet aufgetaucht ist. Der bisher grösste Leak in der Game-Geschichte ereignete sich 2003: Vor knapp zwanzig Jahren wartete die Community sehnsüchtig auf «Half-Life 2» – und konnte ihre Ungeduld mit einer unfertigen, aber spielbaren Version der Shooter-Fortsetzung befriedigen. Ein deutscher Hacker hatte die Spielversion kopiert, indem er in das Intranet des Entwicklers Valve eingedrungen war, und veröffentlichte das Game online. Die Folge: Valve verschob das Erscheinungsdatum von «Half-Life 2» um fast ein ganzes Jahr. Rockstar ist nun in einer etwas anderen Lage. Das kommende «Grand Theft Auto VI» befindet sich seit 2014 in irgendeiner Form der Entwicklung. «GTA 6» befindet sich aber weiterhin am Anfang seiner Entwicklung. Der Release ist – wie bereits erwähnt – auf frühestens 2024 geplant. Dennoch löste der Hack bei Rockstar Games Alarmstufe Rot aus. Die Mitarbeitenden waren laut «Bloomberg» über das Leck verblüfft. Viele beschäftigten sich am Wochenende mit den Auswirkungen des Ereignisses und damit, wie das Management darauf reagieren soll. Hackerangriffe auf Game-Entwickler nehmen zu Der Vorfall bei Rockstars reiht sich ein in eine immer länger werdende Kette von Leaks. Im April 2020 wurde der Quellcode des Shooters «Counter-Strike: Global Offensive» publiziert. Im selben Jahr gerieten Vorabinformationen über «The Last of Us II» an die Öffentlichkeit. Im Februar 2021 stahlen Hacker den Code von «The Witcher 3» und «Cyberpunk 2077». Und im Juni 2021 erbeuteten Angreiferinnen und Angreifer riesige Datenmengen von EA Studios. Hinter den Cyberattacken stecken jeweils nicht zu neugierige Videospielfans, sondern Internetkriminelle. Auch beim aktuellen «GTA 6»-Leak gibt es Hinweise auf erpresserische Absichten. So liess der Hacker verlauten: «Ich möchte einen Deal aushandeln.» Cyberkriminelle erhoffen sich für ihre «Datengeiseln» Lösegeld in Millionenhöhe. Denn Unternehmen wie EA, CD Projekt Red oder Rockstar Games generieren enorme Umsätze. Neue Releases dieser Studios stehen enorm im Rampenlicht, wodurch Hacker mit ihren Erpressungsversuchen relativ leicht Druck auf die geheimnistuerische Spielebranche aufbauen kann. Jeder noch so kleine Leak wird tagelang in den sozialen Medien, in Internetforen und Newsplattformen diskutiert. Das grösste Problem im aktuellen Fall ist für Rockstar Games nicht etwa, dass es nicht die eigene Marketingabteilung ist, die in einer orchestrierten Kampagne für die Schlagzeilen sorgt. Sondern: Durch den Leak könnte die Gelddruckmaschine für Take 2 Interactive ins Stottern geraten: der Multiplayer-Modus GTA Online. Sollte tatsächlich der Quellcode von «GTA 6» in Umlauf geraten, könnten Betrügerinnen oder Betrüger bereits ab Tag eins der Veröffentlichung am Start sein mit fertiger Software, um sich mit solchen Cheats einen unfairen Vorteil zu verschaffen. Das würde den Ruf des Multiplayer-Modus von «Grand Theft Auto VI» enorm schädigen – und so die grösste Einnahmequelle rund um das Game von vornherein zum Versiegen bringen.

«Grand Theft Auto VI»: Mega-Leak könnte für Rockstar Games grosse finanzielle Konsequenzen haben

Alarmstufe Rot nach Mega-Leak von «Grand Theft Auto VI»