Hörgenüss: Ein Paar optimiert das Home Entertainment

Sie mag die Eagles, Donna Summer und die Rolling Stones. Er ist eher für Queen, Pink Floyd und Supertramp, abgeschmeckt mit Jean-Michel Jarre, Yello und einer Prise Rammstein. Aber Sonja Kolar und Andreas Dorta haben musikalisch auch eine grosse Schnittmenge: Ibiza Global Radio, Café del Mar, sanfter Lounge-Jazz, London Grammar. Über eine noch grössere Schnittmenge verfügt das Paar, das wir in seinem Zuhause im Zürcher Mobimo-Tower treffen, beim Thema Home-Entertainment. Der Konsens lautet in etwa so: Perfekter Klang und immersives Seherlebnis spielen bei der Partnerin in einem Treuhandunternehmen und dem IT-Unternehmer eine richtig grosse Rolle. Kolar (49) und Dorta (51) haben sich mit einem kostspieligen Home-Entertainment-System den Audio- und Video-Himmel in die Wohnung geholt: «Wir sind Musik- und Kino-Freaks, wir haben das für uns gemacht», sagen die beiden. Wenn sich hohe Klangtreue und erstklassiges Seherlebnis paarten, manifestiere sich Grossartiges. Mit dem richtigen Speaker- und Video-Equipment höre und schaue man nicht nur zu – «man ist mittendrin, man wird Teil von Sound und Bild, man löst sich quasi in der Geschichte auf». Eagles-Anhängerin Sonja Kolar verdeutlicht das so: «Wenn ich ‹Hotel California› in der Unplugged-Version höre, bin ich mitten im Hotel drin.» Home-Entertainment: Ton sur ton in der PandemieWas neben der phänomenalen Aussicht über die Geleise des Zürcher Hauptbahnhofs auffällt im Daheim der beiden, die seit März im Mobimo-Tower leben: Da ist zwar viel raumgreifender Sound, aber kein Plattenspieler, kein CD-Player, nichts in der Art. Kolar und Dorta streamen die Musik lieber über Apps wie Tidal und Qobuz. «Das Coole ist doch», sagt Andreas Dorta, «dass da zwar viel Technik ist. Aber man sieht wenig davon.» Dass Schweizerinnen und Schweizer viel auf gutes Akustik- und Video-Equipment geben, mag nichts brandaktuell Neues sein. Aber die Pandemie hat gezeigt, dass der gute Ton und das gute Bild in diesem Land noch wichtiger geworden sind. In der Corona-Zeit rüsten Schweizerinnen und Schweizer nicht nur ihr Homeoffice auf, sie bestücken auch ihr Sound-Office daheim schöner und stärker. Wie die Marktforscher von GfK Switzerland in ihrem «Markt Monitor Schweiz» festhalten, liegen die beiden Bereiche Do it yourself und Heimelektronik in den ersten drei Quartalen 2020 «in Bezug auf Wachstum noch immer an der Spitze und bauen weiter aus». Namentlich Flachbildfernseher hätten in dieser Zeit floriert. Logistische Entertainment-Herausforderung LeinwandNatürlich spielt auch das Bild eine wesentliche Rolle im Daheim von Sonja Kolar und Andreas Dorta. Aber einen Fernseher gibt es hier nicht. Was es gibt: Eine dreieinhalb Meter breite Leinwand zum Herunterrollen, die über einen Beamer bespielt wird. Wirklich grosses Kino ist das – aber auch eine Installation, die logistisch eine ordentliche Herausforderung war. Die Leinwand, erinnert sich das Paar, musste über die Fassade von aussen her in den zwanzigsten Stock hochgefahren und dann durch das Fenster in die Wohnung hineingebracht werden. Für die zwei Filmfans hat sich das alleweil gelohnt. Überdurchschnittlich cinephil sind beide – doch auch hier sind die primären Interessengebiete verschieden verortet: Sie mag Arthouse, er ist eher in der Action daheim. Aber natürlich gibt es auch hier eine grosse Schnittmenge: «Avengers», «James Bond», «Herr der Ringe», Thriller und Dramen – «aber absolut keinen Horror». Für das gesamte Entertainment-System liess sich das Paar vom Audio- und Video-Profi Roman Stelzer beraten, der mit seinem Zürcher Laden Aug & Ohr seit 1985 auf Hi-Fi-High-End-Produkte spezialisiert ist. Kostenpunkt von Kolars und Dortas Entertainment-System: in der Grösse eines Mittelklassewagens, mit allen Extras. «Das liegt etwas über dem Schnitt, den wir mit unseren Kunden erzielen», sagt Stelzer, der sich am liebsten als «Entertainment-Verkäufer» tituliert, «am obersten Ende ist es so, dass wir auch schon Kunden hatten, die sich ihr Home-Entertainment eine Dreiviertelmillionen Franken haben kosten lassen.» Dass sich die Pandemie günstig auf die Audio- und Video-Konjunktur auswirkt, merkt der Chef von Aug & Ohr: «Auch wenn unser Geschäft im Frühlings-Lockdown zwei Monate geschlossen bleiben musste, schreiben wir stärkeren Umsatz als 2019.» Aufgrund ihrer eingeschränkten Freiheit, glaubt Stelzer, wollten sich viele Leute belohnen: «Man will sich etwas Gutes tun. Dazu kommen auch Börsenvögel, die sich mit Tesla- oder Apple-Aktien einen Scherz-Batzen verdient haben.» Über die Jahre, beobachtet Stelzer, habe bei den High-End-Audio-und-Video-Fans neben Klang und Bild auch die Wertschätzung am Äusseren zugelegt: «Design wird immer wichtiger, alles muss hübsch sein. Dazu gehören auch unsichtbare Lautsprecher, die in Wände eingesetzt werden, die dann mit schalldurchlässigem Gips verputzt werden.» Bei Sonja Kolar und Andreas Dorta sind die Speaker durchaus visibel. Zwei kompakte Hornlautsprecher Uno XD der Marke Avantgarde Acoustic schmücken ihre Wohnung. Die Lautsprecher sind in schwarzem Holz gehalten und mit perlmuttfarbenen Hörnern bestückt. Kein Problem für Sonja Kolar: «Für mich sind das Möbelstücke.» Die Hürde des Home-Entertainments heisst WAFWas für die Musikliebhaberin – «der Walkman war als Mädchen mein bester Freund» – also kein ästhetischer Störfaktor ist, gibt in anderen Fällen einiges an Problemen auf. Niemand weiss das besser als Stelzer, der seit 35 Jahren im Business mit der hohen Klangtreue daheim ist: «Oft erlebe ich bei Paaren etwas, das ich den WAF nenne, den weiblichen Akzeptanz-Faktor.» Was der Entertainment-Verkäufer damit meint: «Damen akzeptieren unter dem visuellen Aspekt grosse und sichtbare Speaker weniger. Lautsprecher sind für sie oft störende Objekte im Raum.» Diese Speaker-Aversion sei oft die grössere Hürde als jene des finanziellen Investments. «Damit es nicht am WAF scheitert, muss ich helfen, einen Konsens zu finden.» Stelzers Rat ist nicht nur in der Schweiz gefragt, sondern auch an vielen anderen Ecken und Enden der Welt: «Die gute Kundschaft ist meist 50 plus. Die ganz gute Kundschaft 65 plus. Darunter Leute, die sich ihr Home-Entertainment-System auch im Zweitheim einbauen lassen, auf Ibiza, in Südafrika oder Thailand.» Aber zurück in den Mobimo-Tower nach Zürich-West. In der Wohnung von Sonja Kolar und Andreas Dorta sorgen zwar insgesamt 25 Lautsprecher für raumfüllende Klangtreue, es ist aber möglich, dass damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Als gelernter Elektroplaner und Informatiker interessiert sich Dorta seit je für Technik und kümmert sich auch um den grossen Multimedia-Schrank, der hinter der Waschküche fürs stabile Entertainment-System sorgt. Dorta überlegt im Stil der japanischen Kaizen-Haltung ständig, was man noch besser machen könnte. Bezüglich Klangtreue ist er auf ein Optimierungsthema gestossen: «Zwei Lautsprecher mehr wären cool.»

Hörgenüss: Ein Paar optimiert das Home Entertainment

Hörgenuss für zu Hause: Dieses Paar schwelgt im Home Entertainment