Implenia macht eine Expo für Tiny Houses

Immer mehr Menschen experimentieren mit dem Leben auf kleinem Raum in sogenannten Tiny Houses. Nun interessiert sich auch der grösste Baukonzern der Schweiz für die Häuschen: Implenia wird die neue Wohnform auf einem Industrieareal bei Kloten testen. Während fünf Jahren werden dort knapp dreissig Tiny Houses stehen. «Wir planen eine Art Expo für Kleinwohnformen», sagt Maresa Kuhn von Fischer Immobilienmanagement, welche im Auftrag von Implenia das Projekt mit dem Namen «Deinacker» entwickelt. Insgesamt 27 Stellplätze sind für die Tiny Houses reserviert. Zudem werden mindestens sechs Aussteller dort ihre Mini-Bleiben präsentieren. Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner werden ab Februar ausgewählt, voraussichtlich im Mai wird die Zwischennutzung dann starten. Die Tiny Houses werden vielfältig sein, handwerklich Begabte können sie sogar auf dem Areal selber zusammenbauen, denn auch eine Werkhalle ist geplant. Leben auf 18 Quadratmetern Wer dort leben will, muss sich einschränken wollen: Manche Häuschen sind nur 18 Quadratmeter klein, die kleinste Parzelle umfasst 122 Quadratmeter. Das ganze Areal Steinacker ist fast drei Fussballfelder gross, also 20’000 Quadratmeter. Neben der Wohnzone werden dort unter anderem auch Gemeinschaftsgärten, eine Freiluftküche und eine Kindertagesstätte entstehen. Die Projektentwickler wollen einen «belebten Begegnungs- und Erlebnisort» schaffen. Kulturelle Events, Freizeitaktivitäten und gastronomische Angebote sollen viele Menschen anlocken. Der Steinacker liegt derzeit in der Industriezone; eigentlich dürften dort somit keine Menschen leben. Das Wohnexperiment wird möglich, weil drei Hochschulen es wissenschaftlich untersuchen. Die ETH Zürich befasst sich mit der Planung von Tiny Houses, die Hochschule Luzern wird die Umweltbilanz der Mikrohäuser untersuchen und die HSG analysiert das soziale Zusammenleben in der Siedlung. Die definitive Baubewilligung für die Zwischennutzung steht noch aus. Implenia wird das Areal überbauen Nach fünf Jahren wird die Zwischennutzung aufgehoben. Denn bis dann ist das Gelände zur «Mischnutzung» umgezont worden, sodass Implenia es überbauen kann. Bis 2030 wird eine Überbauung mit Mietwohnungen und Gewerbefläche entstehen. Das Projekt könnte als Modell für ähnliche Vorhaben in der ganzen Schweiz dienen, glaubt Maresa Kuhn. «Immer mehr Industriezonen werden umgenutzt. Solche temporäre Wohnformen werden immer wichtiger.» Implenia hat derzeit zwar keine weiteren Projekte für Tiny Houses. Der Baukonzern will aber in seinem neuen Geschäftsfeld namens Real Estate Products «vorfabrizierte, standardisierte und skalierbare Immobilienprodukte» entwickeln, beispielsweise für den preisgünstigen Wohnungsbau oder für Hotelprojekte.