Die Europäische Kommission empfahl am Mittwoch, dass der Adriastaat mit seinen 3,9 Millionen Einwohnern den Euro einführen darf, da er die Anforderungen in Sachen Inflation und Zustand der Staatsfinanzen erfüllt.

«Weniger als ein Jahrzehnt nach seinem Beitritt zur EU ist Kroatien nun bereit, der Eurozone beizutreten», sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Erklärung. «Dies wird die kroatische Wirtschaft stärken und Vorteile für die Bürger, die Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt mit sich bringen.»

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Die anderen Mitgliedsländer der Europäischen Union könnten schon in der ersten Julihälfte die endgültige Entscheidung über die Bewerbung des Landes treffen, sagte die Kommission. Das Europäische Parlament und die Europäische Zentralbank müssen noch konsultiert werden.

Ein positives Votum würde Kroatien zum ersten Euro-Neuling seit Litauen im Jahr 2015 machen. Wie das baltische Land zielt auch Kroatien darauf ab, sich nach Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft nach dem Zweiten Weltkrieg dem Westen anzunähern. Zu den wirtschaftlichen Vorteilen zählen niedrigere Zinssätze und bessere Kreditwürdigkeit.

Nicht alle wollen die Gemeinschaftswährung

Andere osteuropäische EU-Mitglieder - darunter Bulgarien und Rumänien - drängen ebenfalls in den Euroraum. Andere in der Region sind weniger erpicht auf die Gemeinschaftswährung, da sie im Zuge der globalen Finanzkrise von 2008 die Vorteile einer unabhängigen Geldpolitik erkannt haben.

Kroatien trat 2013 als bislang letztes Land der EU bei. Die Teuerung im Land, die besonders von steigenden Preisen von Energie und Rohstoffen angefacht wird, spiegelt die Probleme wider, die derzeit die Eurozone insgesamt plagen. Im Mai erreichte die Verbraucherpreis-Inflation im Währungsblock den Rekordwert von 8,1 Prozent.

Kommission und die EZB bestätigten in getrennten Berichten, dass Kroatien das Erfordernis der Preisstabilität erfüllt, da die Inflation über einen Zeitraum von einem Jahr in ausreichendem Maße mit der anderer Euro-Mitglieder im Einklang steht. Die EZB mahnte jedoch, dass die politischen Entscheidungsträger wachsam bleiben müssten.

«Mit Blick auf die Zukunft gibt es Bedenken, ob die Inflationskonvergenz längerfristig tragfähig ist», so die EZB. Da das Preisniveau und das Pro-Kopf-BIP in Kroatien immer noch niedriger sind als im Rest des Währungsblocks, «muss der Aufholprozess durch geeignete politische Massnahmen unterstützt werden», um den Aufbau eines übermässigen Preisdrucks zu verhindern.

(bloomberg/tdr)