Cropped shot of a doctor shaking hands with a businessman

Das rentable Geschäft mit Schweizer Arztpraxen

Roman Seiler Handelszeitung
Von Roman Seiler
am 30.12.2019 - 09:12 Uhr

Medizin-Business: Praxisketten erhöhen die Rentabilität.

Quelle: Getty Images

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Nur die Hälfte der Hausärzte arbeitet in eigener Praxis. Auf dem Land werden Ärzte rar, in Städten dominieren Praxisketten. Was dahinter steckt.

Medbase

Im Herbst 2015 übernahm die Migros-Tochter 70 Prozent der 22 Santémed-Gesundheitszentren des Krankenversicherers Swica. Das Winterthurer Unternehmen ist an 53 Standorten präsent. 12 davon sind auf Sportmedizin ausgerichtet. 11 bieten Physiotherapie und Massagen an. Im Operationszentrum in Burgdorf BE werden Eingriffe durchgeführt, für die kein Spitalaufenthalt nötig ist. Beschäftigt werden rund 300 Ärzte, die sich 200 Vollzeitstellen teilen. Dazu kommen 50 weitere Ärzte im Honorarverhältnis. Zudem besitzt das Unternehmen 44 Apotheken. Davon zählen 42 zur Topwell-Kette. Wachsen will Medbase in der Romandie, wo 2020 ein weiteres Zentrum mit integrierter Apotheke eröffnet wird.

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Hirslanden-Gruppe

Die Zürcher Privatklinik-Gruppe führt sieben ambulante Zentren. In vier davon sind Fachärzte tätig, die unter anderem Operationen ausführen, für die kein Klinikaufenthalt nötig ist. Hausarztmedizin bieten die Standorte in Bern, Düdingen FR und Schaffhausen an. Dort arbeiten 42 Ärzte. Davon sind 28 fest angestellt. In der Hausarztmedizin sucht das Unternehmen laut einem Sprecher aktiv Partner. Kooperationen mit Betreibern von Praxisketten oder anderen Netzwerken würden zunehmend wichtiger. Aktuell führt Hirslanden Gespräche mit Medbase über mögliche Zusammenarbeitsformen. Hirslanden gehört dem börsenkotierten Konzern Mediclinic, der von der Familie des Unternehmers Johann Rupert kontrolliert wird.

Lindenhofgruppe

Vom Inselspital Bern übernahm die Betreiberin von Privatspitälern vor einem Jahr die City Notfall AG, eine Anlaufstelle beim Bahnhof Bern für akut erkrankte Personen, sowie die Lokalmed Ärztezentren in Bern Postparc, Köniz und Biel. Angestellt sind 58 Ärzte. Dazu kommen drei weitere Standorte in Gurmels, Laupen und Schliern mit 9 Ärzten. Damit will die Klinikgruppe dem Hausarztmangel in der Region Bern entgegenwirken: «Die Praxen dienen auch der Sicherung von Assistenzarzt-Rotationsstellen zur Steigerung der Attraktivität des Hausarztberufs.» Mit den Investitionen in Notfall- und Hausarztmedizin sowie in ambulante Operationsmöglichkeiten will das Unternehmen Patienten integrierte Behandlungsketten anbieten.

Swiss Medical Network

Für die Privatspital-Gruppe sind in zwanzig Ärztezentren und Polikliniken mehr als 300 Ärzte tätig. Ein Drittel davon sind Allgemeinmediziner. Die meisten arbeiten auf eigene Rechnung, sind also Belegärzte. «Wir sind bestrebt, unser Grundversorgungsnetzwerk weiter zu entwickeln», sagt eine Sprecherin. Möglich seien sowohl Kooperationen als auch der Erwerb oder die Errichtung von Zentren: «Wir haben kein vorgegebenes Investitionsbudget.» Diese Strategie sei eine Priorität für das Swiss Medical Network und dessen Eigentümerin Aevis Victoria. Die börsenkotierte Gesellschaft betreibt auch Luxushotels in der Schweiz. Mehrheitsaktionäre sind Antoine und Géraldine Hubert sowie Michel Reybier.

MeinArzt Schweiz

Innerhalb von knapp anderthalb Jahren übernahm Christian Neuschitzer 17 Hausarztpraxen für 1,5 Millionen Franken. Ende Januar sollen es 30, bis Ende 2022 gar 150 sein. Der Österreicher will bis zu 300 Arztpraxen unter dem Label MeinArzt Schweiz zusammenschliessen. Neuschitzer beschäftigt 20 Ärzte. In der Zentrale in Opfikon ZH arbeiten 12 Mitarbeitende. Zudem gründete er die Einkaufsgesellschaft Health Resource and Logistic AG, um Geräte günstiger einkaufen zu können. Davon sollen auch andere Ärzte profitieren. Er führte ab 2009 die H Resource GmbH in Zug, die Ärzte für Spitäler und Praxisketten akquiriert. Daher habe er mehr als 100 Ärzte zur Verfügung, die für ihn gerne eine Praxis führen würden.