Der 19-jährige Schachgrossmeister Hans Niemann sorgt seit Wochen für Schlagzeilen: Ihm wird Betrug vorgeworfen – und zwar im grossen Stil. Jetzt ergreift Niemann die Gegeninitiative und verklagt die ihn Beschuldigenden, darunter den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen.

Mindestens 100 Millionen Dollar Schadenersatz fordert Niemann, wie die «Financial Times» schreibt. Die Klage ging am Donnerstag bei einem Bundesgericht in Missouri ein. Darin erhebt der Schachmeister Ansprüche wegen Verleumdung, übler Nachrede und zivilrechtlicher Verschwörung gegen Carlsen, die Online-Spielplattform Chess.com und Schachmeister Hikaru Nakamura.

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Niemann erhebe die Klage, um sich von den verheerenden Schäden zu erholen, heisst es in der Anklage. Der Ruf, die Karriere und das Leben Niemanns seien diffamiert worden. 

Niemann soll über 100 Mal betrogen haben

Die Anwälte von Chess.com sagen, dass Niemanns Behauptungen «unbegründet» seien. «Wir glauben, dass seine Klage dem Schachspiel und seinen engagierten Spielern und Fans auf der ganzen Welt schadet.» Carlsen und Nakamura reagierten nicht sofort auf die Anfrage der «Financial Times».

Die grösste Online-Schach-Plattform Chess.com hat Anfang Oktober einen 72-seitigen Bericht mit Sprengkraft veröffentlicht. Niemann habe wohl mehr als 100 Mal betrogen, heisst es darin. Niemann selbst gab zu, in bestimmten Online-Partien betrogen zu haben.

Bei persönlichen Veranstaltungen bestritt der Schachmeister aber, betrogen zu haben. Seitdem die Vorwürfe aufgetaucht sind, wurden die Sicherheitsvorkehrungen bei Top-Events erhöht und die Spieler, darunter auch Niemann, einer strengen Kontrolle auf elektronische Geräte unterzogen. Der internationale Dachverband des Spiels, Fide, schwor, Betrug nicht zu einer «Plage» werden zu lassen.

(bsc)