Schwacher TV-Schnitt für Schweiz-Spiel gegen Kamerun: Die WM in Katar ist ein Quotendesaster

Der einstige Strassenfeger Fussball lässt aktuell einen Grossteil der hiesigen Zuschauerschaft kalt. Den hart erarbeiteten 1:0-Erfolg der Schweiz am Donnerstag zum WM-Auftakt gegen Kamerun verfolgten in der Spitze nur 777’000 Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer auf SRF zwei, wie das Medienhaus in einem Schreiben am Freitag bekannt gab. Das entspricht einem Marktanteil von 84,5 Prozent. Im Durchschnitt über die komplette Partie schauten 527’000 Personen aus der Deutschschweiz der Schweizer Nationalmannschaft zu. Dieser Durchschnittswert entspricht einem Marktanteil von 79,2 Prozent. Aufgrund der ungewohnt frühem Anspielzeit am Donnerstagvormittag um 11 Uhr gab sich das SRF in der Mitteilung zufrieden mit der Quote. So habe das Publikum an den heimischen TV-Bildschirmen «in grosser Zahl» eingeschaltet. Zudem verzeichnete SRF mit insgesamt 980’000 Livestream-Starts auf seinen Kanälen einen neuen Rekord für einen einzelnen Livestream von SRF Sport. Im Vergleich zu den Auftaktpartien der Schweizer Nati an früheren Fussball-Endrunden ist die TV-Einschaltquote aber schwach – sehr schwach. Das erste Spiel 2018 gegen Brasilien verfolgten durchschnittlich über 1,6 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Und auch 2014 wurde die Millionen-Grenze geknackt. Im Schnitt 1’440’000 Personen waren am Fernseher live dabei, als die Schweiz knapp mit 2:1 gegen Ecuador gewann. Eröffnungsspiel schnitt besser ab als jenes 2018 Die Quote des Auftaktspiels des Gastgebers Katar gegen Ecuador war noch einigermassen akzeptabel. Wie SRF gegenüber «Nau» mitteilte, schauten zu Spitzenzeiten 527’000 Zuschauerinnen und Zuschauer aus der Schweiz das erste Spiel der Endrunde 2022. Dies entsprach einem Marktanteil von 45,5 Prozent in der Deutschschweiz. Damit übertraf SRF deutlich den Höchstwert vom ersten Spiel der WM 2018, als nur 380’000 Menschen zuschauten. Der Match des Gastgebers Russland gegen Saudi-Arabien vor vier Jahren fand aber an einem Donnerstag um 17 Uhr statt, während das diesjährige Eröffnungsspiel zur gleichen Zeit an einem Sonntag ausgetragen wurde, wenn ohnehin mehr Menschen vor dem Fernseher sitzen. Der diesjährige Wert kam zudem klar nicht an jenen von 2014 heran. Vor acht Jahren, als Brasilien die Heim-WM gegen Kroatien eröffnete, wurde eine Quote von 925’000 Zuschauenden und ein Marktanteil von 58,3 Prozent gemessen. Vergleiche von aktuellen Einschaltquoten mit solchen früherer Fussball-Endrunden liefern laut SRF keine zuverlässigen Aussagen über das zugrundeliegende Publikumsinteresse. «Die WM in Katar ist die erste Fussball-Weltmeisterschaft, die in der Vorweihnachtszeit stattfindet. Darum sind die Publikumszahlen grundsätzlich nur eingeschränkt mit den Zahlen früherer Weltmeisterschaften vergleichbar», heisst es in der Mitteilung zu den Zuschauerzahlen für das Schweiz-Spiel gegen Kamerun. Flop-Quoten für ARD und ZDF Sehr ernst nehmen es die Deutschen mit dem Privatboykott des umstrittenen Fussball-Spektakels in der arabischen Wüste. Nur 9,23 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen am Mittwoch in der ARD, wie die deutsche Mannschaft ihr Auftaktspiel gegen Japan mit 1:2 verlor. Das ergab einen Marktanteil von 59,7 Prozent. Auf den ersten Blick klingt das nach viel. Im Vergleich zu früheren Zuschauerzahlen ist das aber ein Debakel. Es ist der niedrigste Wert eines deutschen WM-Spiels seit Beginn der systematischen Erfassung der TV-Quoten. Bei den drei Gruppenspielen des DFB-Teams 2018 in Russland hatten im Schnitt mehr als 25 Millionen Zuschauer vor den Endgeräten mitgefiebert. Die Marktanteile lagen damals zwischen 76,3 und 87,4 Prozent. Imageverlust für WM-Sponsoren? Bei der diesjährigen Fussball-WM steht neben viel Sport auch viel Politik auf dem Matchprogramm. Katar wird mit Menschenrechtsverletzungen, Homophobie und politischer Unterdrückung in Verbindung gebracht. Für die zahlreichen Sponsoren, die zusammengenommen 1,1 Milliarden Dollar an die Fifa zahlen, ist das ein Problem, denn solche Stichworte lassen sich schwerlich in Werbebotschaften verpacken. Zudem ändert Katar gerne kurzfristig die Spielregeln. Kurz vor Eröffnung entschied sich der WM-Gastgeber um und verbot doch noch den Alkoholausschank rund um die Stadien. Für Bierhersteller und Fifa-Partner Budweiser eine sehr unfrohe Botschaft. Von der «Handelszeitung» angefragte Werbeexperten stufen deshalb grösstenteils das Sponsoring der WM als problematisch ein. «Gute Marken funktionieren immer über gute Wertesysteme. Und das Wertesystem des Austragungsorts Katar passt nicht zu den starken Marken, die sich für den Fussball engagieren», so etwa Werber Dennis Lueck. Und weiter: «Ein Sponsoring bei der Fussball-Weltmeisterschaft in diesem Jahr ist hinausgeworfenes Geld.» Den ganzen Artikel dazu, der bereits vor dem WM-Start erschienen ist, gibt es hier. Damit hat sich in Deutschland der Negativtrend der ersten WM-Tage manifestiert. Bisher hat noch kein einziges Spiel der Endrunde in Katar über 10 Millionen Deutsche vor den TV gelockt. Das WM-Abendspiel USA gegen Wales am Montag zur Primetime um 20 Uhr hatte weniger Zuschauerinnen und Zuschauer als der gleichzeitige Programmpunkt der ARD: ein «Donna Leon»-Krimi. Andere Länder schalteten fleissiger ein Dass die Weltmeisterschaft aber nicht in allen Teilen der Welt so kritisch gesehen wird, zeigen Mediendaten aus verschiedenen Ländern, die der Weltverband Fifa am Donnerstag verkündete – teilweise mit zweifelhaftem Kontext. Demnach verzeichneten etwa Brasilien, Frankreich und Grossbritannien zum Teil deutlich höhere TV-Quoten während des Eröffnungsspiels als noch vor vier Jahren bei der WM in Russland. Der französische Sender TF1 wies für das erste Spiel 5,05 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer aus – ein Plus von gut 1,2 Millionen gegenüber 2018. Dass damals das Eröffnungsspiel jedoch an einem Arbeitstag und nicht wie nun in Katar an einem Sonntag stattfand, unterschlug die Fifa als Einordnung in ihrer Mitteilung. Für Ecuador verkündete der Weltverband einen Zuwachs der Einschaltquote fürs Eröffnungsspiel von 109 Prozent gegenüber den besten Werten der zwei vorherigen WM-Turniere. 2022 waren die Südamerikaner allerdings Auftaktgegner des Gastgebers Katar, während sie sich für die WM 2018 gar nicht qualifiziert hatten. Mehr zur WM 2022 in Katar: Wie die WM die Marktwerte der Nati-Spieler vergoldet Das sind die wertvollsten Fussballspieler an der WM Was die WM die Schweizer Wirtschaft kostet Darum lohnt sich die Geld-Wette auf die Schweizer Nati

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Schwacher TV-Schnitt für Schweiz-Spiel – WM ist ein Quotendesaster