Tiny Airline: Ex-Raiffeisen-Chef Gisel setzt auf Luft statt Banken

Patrik Gisel, der frühere Chef von Raiffeisen, hinterlässt seit langem mal wieder Spuren - wenn auch feine. Dieses Mal im Tessiner Handelsregister. Dort hat er eine Firma mit vielversprechendem Namen eintragen lassen: «Tiny Air Gisel». Sitz: Minusio bei Locarno. Laut Handelsregister will der Hobbypilot, der zu Raiffeisen-Zeiten gerne auch mal mit seiner Piper posierte, über die Einzelfirma «Transport- und Beratungsdienstleistungen» erbringen, offenbar in Zusammenhang mit einem «Club». Die Firma gibt es seit September. Ob sie inzwischen operativ geworden ist, ist nicht bekannt. Auf Anfrage der «Handelszeitung» sagt Gisel nur, er wünsche keine Kontakte mehr mit Medien. «Herzlichen Dank für Ihr Verständnis». Gisel ist doppelt gebrannt. Als Teil des «Systems Vincenz» musste auch 2018 die Raiffeisen-Gruppe mehr oder weniger freiwillig verlassen, nachdem er zunächst noch versucht hatte, sich als Aufräumer zu positionieren. Danach wurde es ruhig um ihn. Bis heute ist unklar, wie sehr er als enger Begleiter Vincenz’ von Geschäften wusste, die kommendes Jahr vor Gericht abgearbeitet werden. Notlandung in Kloten Gebrannt ist Gisel aber auch als Pilot. Ausgerechnet im Jahr, als bei Raiffeisen alles drunter und drüber ging, erschien auf dem Finanzblog Inside-Paradeplatz eine Geschichte über eine Notlandung Gisels auf dem Flughafen Zürich-Kloten, die sich zwei Jahre zuvor ereignet hatte. Gisel flog 2016 offenbar mit einem Schaden an seiner Piper von Locarno nach Zürich und erhielt vor der Landung keine Bestätigung darüber, ob das Vorderrad der Propellermaschine sauber eingerastet war. Er musste zur Kontrolle erst einen Durchflug vor dem Tower durchführen und anschliessend unter höchsten Sicherheitsmassnahmen landen. Das Rad hielt, die Landung klappte. Anschliessend entbrannte jedoch ein Streit darüber, wer den offensichtlich vorhandenen Schaden an der Maschine verursacht hatte. War es Gisel beim zuvor unternommenen Anflug auf den Flughafen Locarno? Oder sein Partner, der zur Hälfte am Flugzeug beteiligt war? Zuletzt kaufte Gisel diesem die Piper ab. Dienstflüge für Raiffeisen Zu reden gab Gisels Fliegerei auch in der Raiffeisengruppe. Während Amtsvorgänger Pierin Vincenz sich auch mal mit dem Helikopter durch die Schweiz fliegen liess, um seine Genossenschafter zu besuchen, flog Gisel offenbar mit seinem Privatflieger auf Spesen umher. Die Flüge habe er sich «zum regulären Flug-Tarif» vergüten lassen, erzählte er damals der «Sonntagszeitung». Die Flüge absolvierte er offenbar, um genug Stunden für seinen Flugschein vorweisen zu können.