Vermeiden Sie Trends! Und sieben weitere Tipps für Sammler

1. Nehmen Sie sich Zeit, um zu recherchieren und Ihr Auge zu schärfen Es ist leicht, sich von einem Kunstwerk aufgrund seines visuellen Reizes verführen zu lassen, aber man sollte so viel wie möglich recherchieren, sehen und lesen. Gehen Sie in Museen und Galerien und nehmen Sie sich die Zeit, Ihr Auge zu schärfen. Sprechen Sie mit Künstlerinnen und Künstlern über andere Kunstschaffende, die sie schätzen. Achten Sie auch darauf, nicht zu viel für ein Werk zu bezahlen. Neue Sammlerinnen und Sammler sollten nicht zögern, nach dem Preis zu fragen und zu vergleichen. Wenn Sie auf einer Messe wie der Art Basel ein Werk eines bestimmten Künstlers suchen, sehen Sie im Messekatalog nach, ob dessen Werke an mehreren Ständen angeboten werden, und besuchen Sie sie, um zu vergleichen. Die Anwältin und Kunsthistorikerin Mary Rozell ist seit 2015 Global Head der UBS Art Collection, einer Sammlung mit etwa 30'000 Kunstwerken. Zuvor arbeitete sie unter anderem für Sotheby's und als Direktorin der Ross Collection. Sie ist Autorin von «The Art Collector's Handbook», 2020. 2. Sammeln Sie Kunst, die Ihnen wichtig ist, und vermeiden Sie Trends Ich glaube, dass Sammeln etwas sehr Persönliches ist. Seien Sie offen, wenn Sie anfangen. Überlegen Sie, was Sie interessiert – was Sie visuell, emotional und intellektuell fesselt. Folgen Sie keinen Trends, nur weil andere auf sie aufgesprungen sind. Auch wenn Kunsthändlerinnen und Berater wertvolle Informationen und Hinweise geben können, sollten Sammlerinnen und Sammler ihren eigenen Schwerpunkt setzen. So haben sich beispielsweise die Künstler Swizz Beatz und Alicia Keys, die die Dean Collection aufgebaut haben, für den Kauf von Werken schwarzer Künstlerinnen und Künstler entschieden, um ihre eigene Kultur zu unterstützen und zu bewahren. 3. Streben Sie eher emotionale als finanzielle Dividenden an Einige Sammlerinnen und Sammler betrachten Kunst als eine finanzielle Anlageklasse und hoffen auf eine finanzielle Rendite für ihre «Investitionen». Zu wissen, was man zu welchem Preis kaufen sollte, ist eine Fähigkeit, die man mit der Zeit entwickeln kann. Die meisten Galerien schätzen es jedoch nicht, mit Sammlern und Sammlerinnen zusammenzuarbeiten, die Kunstwerke schnell zu einem höheren Preis weiterverkaufen – eine Praxis, die als «flipping» bekannt ist – und wahrscheinlich auf einer schwarzen Liste stehen. Kunstsammeln ist wie erwähnt etwas sehr Persönliches, ein Spiegelbild der eigenen Persönlichkeit. Wir bei der UBS glauben, dass das Sammeln eine Leidenschaft ist, die sich emotional auszahlt und das Leben bereichert. 4. Ermitteln Sie den Wert zum Zeitpunkt des Kaufs Auch wenn die meisten Kunstsammlerinnen und Kunstsammler nicht ausschliesslich zu Anlagezwecken sammeln, so wollen sie doch zumindest wissen, wie sich der Preis zum Wert verhält und ob sie ihr Geld klug anlegen. Wie kann man wissen, ob der Preis, zu dem das Werk angeboten wird, angemessen ist? Die Festlegung von Preisen für Kunstwerke ist schwierig. Nehmen Sie sich die Zeit, die Preise verschiedener Anbieter zu recherchieren, und bedenken Sie, dass es gängige Praxis ist, dass Galerien den Preis für die Werke einer Künstlerin, eines Künstlers mit jeder Ausstellung erhöhen, wenn diese bekannter werden. 5. Bedenken Sie Herausforderungen, insbesondere bei neuen Medien In den letzten zehn Jahren hat das Interesse an neuen Medien wieder zugenommen – und es sind unglaubliche technologische Entwicklungen zu verzeichnen, beispielsweise im Bereich der virtuellen Realität und der künstlichen Intelligenz. Neue Medien, die von Natur aus flüchtig sind, können jedoch besondere Herausforderungen mit sich bringen: Es gibt viele Sammler und Sammlerinnen, die in den 1990er Jahren Videokunst gekauft haben, aber keinen Videorekorder mehr besitzen, um die Bänder abzuspielen. Und dann ist da noch das Problem, dass die Medien veraltet sind. In einigen Fällen werden Verfallserscheinungen wie Schimmel oder Zerfall als Teil eines Kunstwerks betrachtet. Die richtige Vorgehensweise wird von Fall zu Fall entschieden, daher ist es wichtig, diese Fragen zum Zeitpunkt des Erwerbs zu berücksichtigen und eine Dokumentation der Absicht des Künstlers oder der Künstlerin zu haben. 6. Denken Sie daran, dass die Pflege einer Sammlung eine Verpflichtung ist Die meisten Sammlerinnen und Sammler denken nicht an die langfristige Pflege von Kunstwerken, wenn sie mit dem Sammeln beginnen. Sie müssen aber damit rechnen, dass sie jedes Jahr 1 bis 5 Prozent des Gesamtwerts ihrer Sammlung für die Pflege ausgeben. Zum Zeitpunkt des Erwerbs sollte man alle anfallenden Auktionsprämien, Umsatz- und Einfuhrsteuern, Rahmung und Versand berücksichtigen. Weitere Ausgaben können sein: Installation, Versicherung, Bestandsverwaltung, Schätzung und Konservierung. 7. Erkunden Sie Online-Inhalte von Galerien, Künstlern und Messen wie der Art Basel Infolge der Covid-19-Pandemie haben wir eine starke Verlagerung auf Online-Plattformen erlebt. Und viele bieten wunderbare Möglichkeiten, sich über Kunst zu informieren. Viele Galerien und Kunstmessen haben sich für hybride Modelle entschieden – sie kombinieren reale Ausstellungen mit einem erweiterten digitalen Programm, das einen tiefen Einblick in das Werk einer Künstlerin oder eines Künstlers bietet. 8. Lassen Sie sich auf das Abenteuer ein Eine der wichtigsten Eigenschaften eines grossen Sammlers oder einer grossen Sammlerin ist die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Manchmal kann das bedeuten, dem Markt voraus zu sein – Dinge zu entdecken, bevor es andere tun, und abenteuerlustig zu sein. Mit der Zeit entwickeln die engagiertesten Sammler nicht nur persönliche Vorlieben, sondern auch Fachwissen: Die besten Sammlerinnen wissen so viel wie alle Kunstexperten da draussen – manchmal sogar mehr. Sammler, die am Anfang ihrer Reise stehen, sollten sich nicht einschüchtern lassen, denn es gibt für jeden ein passendes Preisniveau.