Wo die Schweizer Tesla-Besitzer leben

Teslas sind die beliebtesten E-Fahrzeuge in der Schweiz. Die Verkaufszahl kratzt mittlerweile an der 20'000er-Marke – so viele Tesla-Fahrzeuge fahren laut der Zulassungsstatistik von Auto-Schweiz inzwischen auf helvetischen Strassen. Sowieso erfreuen sich E-Autos im ganzen Land zunehmender Beliebtheit. Während die PKW-Neuzulassungen im vergangenen Jahr um 24 Prozent gesunken sind – und damit den tiefsten Stand seit 24 Jahren erreicht haben –, stiegen jene der vollelektrischen Fahrzeuge um 50 Prozent. Die meisten davon sind Teslas. 85 Prozent aller in der Schweiz gefahrenen E-Autos stammen von dem US-Autobauer. Danach folgen Renault, BMW, VW, Nissan, Hyundai, Audi, Opel, Smart und Mercedes. Die Elektroauto-Bastion liegt im Kanton Zug: In den Garagen der Gemeinde Risch, auf der Kuppe zwischen Zugersee und Reuss, stehen fast dreimal so viele PKW mit Akku wie im Landesdurchschnitt. Zum Vergleich: In Zürich, Spitze bei der absoluten Anzahl an E-Autos, fahren auf 1000 Einwohner heruntergebrochen nur 6 Autobesitzer einen PKW mit E, elfmal weniger als in der bekanntlich sehr wohlhabenden Gemeinde Risch. Und in beiden Ortschaften gilt: Tesla hat den höchsten Anteil. In Stückzahlen pro 1000 Einwohner sieht die Lage etwas anders aus. Risch ist zwar auch hier top mit Teslas: 15 von 66 E-Wagen, also fast ein Viertel des E-Fahrzeugbestands in dem Ort, stammen aus den Fabriken von Elon Musk. Das ergibt eine Auswertung der «Handelszeitung» auf Basis der Daten des Bundesamtes für Strassen (Astra) und des Bundesamtes für Statistik.» Aber den höchsten Anteil Teslas an E-Autos pro Gemeinde und 1000 Einwohner hat die Waadtländer Gemeinde Borex am Jurasüdfuss, westlich des Genfersees. Dort konzentrieren sich auf zwei Quadratkilometern 10 Teslas von insgesamt 12 E-Autos in der Mini-Gemeinde. So eine hohe Tesla-Dichte pro 1000 Einwohner haben nur noch die Gemeinden Genolier, Tannay und Givrins, allesamt Vororte von Genf. Dass ausgerechnet Tesla in der Schweiz der Höhepunkt der Blecherotik für E-Fahrer ist, hat mehrere Gründe. Erstens: die Kaufkraft. Diese spielt eine grosse Rolle in der Schweiz, es gibt hier viel mehr Käufer für Luxusfahrzeuge als in anderen Ländern. Bei einem Durchschnittspreis für einen Tesla von rund 90'000 Franken ist das ein Vorteil. Zweitens: Die Verkäufe von Tesla-SUV und familientauglichen Autos wie zum Beispiel dem Model X haben gegenüber den Verkäufen der Sportvarianten wie dem Roadster stark angezogen. Dessen grossräumigere Wagen sind nicht nur alltagstauglicher als die tiefergelegten Kurvenbeisser, sondern verkaufen sich mittlerweile auch besser wegen des sogenannten Nachbar- oder Will-haben-Effekts. Nationale Verkaufszahlen machen das deutlich: Vor fünf Jahren verkaufte Tesla hierzulande noch dreimal so viele Sportwagen wie grosse SUV. Mittlerweile hat das Verhältnis gedreht und Tesla verkauft dreimal so viele Komfortwagen wie Sportkarossen. Kommt hinzu, dass die Fahrdistanzen nicht so gross sind wie in Deutschland oder Schweden, wo Teslas ebenfalls sehr gefragt sind. Vor allem in den ersten Jahren, nach dem Marktstart von Tesla 2003, konnte die US-Firma mit ihren E-Wagen trotz geringerer Reichweite hier punkten und die Marke beliebt machen. Inzwischen sind Reichweiten kein grosses Thema mehr. Um die 500 Kilometer schafft fast jedes mittelgrosse Elektroauto. Aber Tesla war mit der Marktdurchdringung früher dran als die Konkurrenz. Drittens: Die Anzahl der Ladestationen steigt. Gerade beim Ladenetz kommt die Schweiz ganz gut voran. Denn nicht nur die Anzahl der Station steigt rasant (derzeit gibt es 2682 Stromtankstellen, vor fünf Jahren war das noch weniger als die Hälfte). Sondern auch die Kompatibilität mit verschiedenen Automodellen wird besser. Mittlerweile akzeptieren die meisten Ladestellen ein Ladekabel von Tesla. Ganz im Gegensatz zu den Tesla-eigenen Schnelladern, die wiederum nur mit Teslas kompatibel sind. Das ist ein Erbe der eigenen Entwicklungsgeschichte: Als es vor fünf Jahren noch um ungenügende Ladeinfrastrukturen für Überlandfahrten ging, investierte Tesla fleissig in ein eigenes Ladenetz. Heute betreibt der US-Konzern in der Schweiz 22 Supercharger-Standorte mit 250 Schnellladeplätzen. Und: Ein Tesla kann heutzutage überall laden, sei es an eigenen Ladestationen, regulären Haushaltssteckdosen, Starkstromanschlüssen oder Schnellladern externer Anbieter. Parallel dazu verzichtete das Unternehmen auf Mitgliedschaften bei Autolobbys. Und kümmerte sich darum, die eigenen Lade-Standards durchzusetzen. Um nicht von behäbigen Verbandsstrukturen ausgebremst zu werden, die sämtliche E-Auto-Anbieter in den Gremien haben. Schnelle Entscheidungen gehören eher zur DNA des Konzerns als zu Interessenvertretungen. Der vierte Vorteil von Tesla: Tesla verfügt über kein zwischengeschaltetes Händlernetz, wie dies bei anderen Autofirmen der Fall ist. Die Fahrzeuge werden von Tesla direkt vertrieben. Sämtliche Kaufaktionen finden im Online-Konfigurator auf der Homepage statt, sei es bei Käufen von zu Hause, unterwegs oder in einer Tesla-Niederlassung mit Verkaufspersonal. Die Niederlassungen dienen primär als Ausstellungsräume, Beratungszentren und Startpunkte für Testfahrten. 13 Stores hat Tesla aktuell in der Schweiz. Hintergrund: Wo in der Schweiz die meisten Elektroautos fahren. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Zwar hat Tesla beim Absatz ein ordentliches Stück vorgelegt und ist im Markt gut positioniert. Doch Konzerne wie BMW, Hyundai, Renault oder Mercedes bringen immer mehr E-Modelle heraus, teils zu tieferen Preisen oder ebenfalls mit einer starken und etablierten Marke im Rücken. Beim Umsatz kommt das US-Unternehmen hierzulande deshalb zunehmend unter Druck: 2017 setzte Tesla 186 Millionen Franken in der Schweiz um. 2020 waren es nur noch 70 Millionen.