Beim Pendeln, in Pausen und Warteschlangen: Für viele sind Apps auf dem Smartphone ein willkommener Zeitvertreib. Davon gibt es bekanntlich mehrere Arten – manche lesen Nachrichten, andere spielen Spiele. Eine Kategorie im Applikationsangebot sticht aber besonders hervor: Apps, die Brettspiele simulieren.

Bis März 2023 verzeichneten Applikationen aus dem Segment Brettspiele allein in der Schweiz fast 5,5 Millionen Downloads, Tendenz steigend. Schnellen die Download-Zahlen in die Höhe, nehmen auch die Umsätze der einzelnen Apps zu. Ob Monopoly, Schach oder Schiffeversenken: Jede dieser Apps finanziert sich über geschaltete Werbung. Diese ist entweder stets am Rand des Bildschirms platziert, oder es werden Werbefilme zwischen den Partien gezeigt. 

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Spielerinnen und Spieler können sich mit einem finanziellen Upgrade die werbefreie Version kaufen. Das kann ein monatlicher oder jährlich zu zahlender Betrag sein. Des Weiteren gibt es die sogenannten In-App-Käufe. Die meisten Apps sind gratis zum Herunterladen oder kosten nur wenige Franken, es gibt aber in fast jeder App die Möglichkeit, sich kleinere Vorteile zu erwerben. Bei Schach-Apps können das beispielsweise Zeitverlängerungen oder Trainingsvideos sein, die man einkauft. Im App für Monopoly gibt es die Möglichkeit, Spielfiguren zu sammeln. Insgesamt können Spielende bei «Monopoly Go», wie die App des ikonischen Brettspiels heisst, bis zu 35 Franken für Extras ausgeben.

Dass diese Angebote hierzulande rege genutzt werden, zeigen die Daten:

Im weltweiten Vergleich gibt man in der Schweiz aber nicht übermässig viel für In-App-Käufe und werbefreie Versionen aus. Spitzenreiter sind die USA, hier bezahlen die Menschen jährlich 5,50 Dollar für Brettspiel-Apps. Schweizerinnen und Schweizer greifen weniger tief in die Tasche. Hierzulande geben wir 1,24 Dollar für Apps dieser Kategorie aus. Die Schweiz liegt somit etwa gleichauf mit Norwegen und Schweden, wo jeweils 1,2 respektive 1,0 Dollar bezahlt werden. Unsere Nachbarn geben etwa die Hälfte dafür aus: In Deutschland und Österreich investiert man jährlich 0,6 respektive 0,5 Dollar in digitale Brettspiele.

Schach, der Überflieger

Doch wie funktionieren Gesellschaftsspiele auf einem 9:16-Bildschirm? Der Vorgang ist simpel: Die Monopoly-App beispielsweise ermöglicht es, online gegen andere Spielerinnen und Spieler anzutreten. Das Brett wird in einer 3D-Ansicht auf dem Smartphone dargestellt, und darauf tummeln sich Monopoly-Fans aus aller Welt. Neu gibt es auch die Möglichkeit, miteinander während des Spiels einen Videochat zu starten oder gegen eine KI zu spielen. Die App ist in den gängigen App-Stores von Apple und Samsung Spitzenreiter der Kategorie Brettspiele, mit mehr als 10 Millionen Downloads im Playstore von Google.

Dennoch fällt in der Marktanalyse eine andere Rubrik auf: Schach. Der Marktanteil von digitalen Schachsimulationen beträgt fast die Hälfte und dominiert so klar die Kategorie der Brettspiel-Apps. Auch hier haben Spielerinnen und Spieler die Option, gegen andere anzutreten. Von den mehreren Anbietern im App Store ist besonders die App der Seite Chess.com gefragt. Sie organisiert auch regelmässige internationale Turniere, natürlich komplett über den Bildschirm.

Auch der analoge Brettspielmarkt wächst

Brettspiele gewinnen aber nicht nur online an Beliebtheit. Auch offline steigen die Verkäufe von Mensch ärgere dich nicht und Co. Obwohl der Boom mit den Brettspielen bereits seit zehn Jahren anhält, beflügelten besonders die Pandemiejahre die Umsätze grosser Spielehersteller. Hasbro beispielsweise, das amerikanische Unternehmen, welches das Kultspiel Monopoly vertreibt, machte im zweiten Jahr der Pandemie einen Umsatzsprung von fast 1 Milliarde Dollar. Auch der amerikanische Spielwarenhersteller Mattel, besonders bekannt für Scrabble und Barbie-Puppen, verzeichnete von 2020 bis 2021 1 Milliarde mehr. Etwas kleiner, aber dennoch mit dem Trend der Grossen schritthaltend, ist Ravensburger. Der deutsche Spielehersteller ist unter anderem für das Spiel Scotland Yard zuständig. Der Pandemieeffekt hält aber nicht an – von 2021 auf 2022 verzeichnen alle drei einen Umsatzeinbruch.

Einzig der Kosmos-Verlag wächst stetig. Recherchen der «Stuttgarter Zeitung» und der FAZ zufolge betrug der Umsatz 2022 knapp 150 Millionen Euro – das Unternehmen kommuniziert offiziell keine Zahlen, vermeldete aber 2022 ein «deutlich zweistelliges Umsatzplus» im Bereich Familienspiele. 2018 knackte der Verlag die 100-Millionen-Marke, wie das «Börsenblatt» berichtete. Das in Stuttgart ansässige Unternehmen macht knapp 30 Prozent seines Umsatzes mit Büchern und 70 Prozent mit Spielen und Puzzles. Zwei sehr beliebte Spiele von Kosmos sind «Die Siedler von Catan» und «Die Legenden von Andor». Hier nehmen die Mitspielenden eine Rolle ein, meist eine Heldenfigur wie Zauberer, Elfe oder Ritter. Mit diesem Charakter begeben sie sich dann auf ein Abenteuer auf dem Spielbrett. Bis 2022 gingen mehr als vierzig Millionen Exemplare von «Siedler von Catan» über die Ladentheke.

Olivia Ruffiner
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