Zersiedelung nimmt ab: Zum Wohnen wird es in der Schweiz immer enger

Viele Jahrzehnte ging der Flächenverbrauch in der Schweiz munter voran. Es wurde gebaut, was das Zeug hielt, denn die Schweiz wuchs – und man benötigte Wohnraum für neue Arbeitskräfte. Ein haushälterischer Umgang mit dem Boden stand nicht im Zentrum. Irgendwann um die Jahrtausendwende wurde jedoch offensichtlich, was lange verdrängt worden war: Ein veraltetes Raumplanungsgesetz wies Bauzonen aus, die entweder zu gross oder am falschen Ort waren. Die Zersiedelung der Schweiz nahm fröhlich ihren Lauf. Bis dieser Umstand auch Herrn und Frau Schweizer auffiel. Zeitwende im Wohnungsbau eingeleitet Der Unmut der Bevölkerung war irgendwann so gross, dass es 2012 zu einer Annahme der Zweitwohnungsinitiative kam. Dadurch wurde der uferlose Bau von Zweitwohnungen beschränkt. Der Volksentscheid öffnete die Tür für die Annahme von strengeren Regeln bei der Revision des Raumplanungsgesetzes, die ein Jahr später anstand. Kommt es nun zur Zeitenwende im Wohnungsbau? Das fragte die Denkfabrik Avenir Suisse damals. Zehn Jahre später beantwortet sie die Frage gleich selbst mit einem Ja, nachdem sie die letzte Arealstatistik ausgewertet hat. Siedlungsdichte in der Schweiz erhöhte sich Mit dem Ergebnis: Insgesamt gesehen sind heute 7,9 Prozent der 41’285 Quadratkilometer der Schweiz besiedelt. Während 1992 und 2009 dehnte sich die Siedlungsfläche schweizweit noch um 9,6 Prozent aus, während die Zahl der Raumnutzenden (Einwohner, Einwohnerinnen und Arbeitsplätze) bloss um 6,7 Prozent stieg. Zwischen 2009 und 2018 kehrte sich das Verhältnis um: Die Siedlungsfläche nahm um lediglich 5,9 Prozent zu, während die Anzahl der Raumnutzenden um 10,9 Prozent stieg. Die Siedlungsdichte erhöhte sich also deutlich. Positiv: In allen 26 Kantonen liegt die Siedlungsdichte deutlich über jener der davorliegenden Periode. «Das lässt auf Fortschritte in der Raumplanung der Kantone schliessen und macht Hoffnungen, dass auch eine Zehn-Millionen-Schweiz, die schon 2030 Realität werden könnte, keine hoffnungslos zersiedelte Schweiz sein muss», sagt Lukas Rühli von Avenir Suisse. Grosse kantonale Unterschiede in der Verdichtung Den grössten Erfolg in Sachen Verdichtung erzielten die Kantone Zürich, Genf und Basel. Bis 2005 war Basel noch Schlusslicht gewesen, was die Verdichtung anging. Wahre Verdichtungsmeister sind die Kantone Genf und Zürich, deren Siedlungsdichte bei rund 20’000 Flächennutzenden pro Quadratkilometern liegt. Mit ziemlichem Abstand folgt der Kanton Zug, in dem eine Zunahme der Raumnutzerinnen und Raumnutzer von 16 Prozent einem Siedlungsflächenwachstum von bloss 6,9 Prozent gegenübersteht. Im vorderen Mittelfeld befinden sich die Kantone Waadt, Aargau, Basel-Landschaft, Schwyz, Luzern, Tessin und Neuenburg. In all diesen Kantonen übertraf der Zuwachs an Flächennutzenden deutlich das Siedlungsflächenwachstum, was eine steigende Siedlungsdichte bedeutet. Die Schlusslichter Das Schlusslicht bilden die Kantone Appenzell Innerrhoden, Jura und zuletzt Uri. Ihnen gelang keine Erhöhung der Siedlungsdichte. Immerhin verzeichneten alle Kantone für die Periode zwischen dritter und vierter Arealstatistik eine deutliche Verbesserung gegenüber der Vorperiode: In 25 der 26 Kantonen verlangsamte sich das Siedlungsflächenwachstum (mit Ausnahme des Kantons Glarus) – obwohl in 21 Kantonen die Zahl der Raumnutzenden in der neuen Periode schneller stieg als in der alten.

Zersiedelung nimmt ab: Zum Wohnen wird es in der Schweiz immer enger

Höher und dichter: Zum Wohnen wirds in der Schweiz enger