Doris Leuthard trägt ein Haarnetz und einen weissen Coop-Kittel. Neben ihr steht Coop-Chef Joos Sutter in der gleichen Montur. Gemeinsam backen sie zur Eröffnung des Logistikstandorts mit integrierter Grossbäckerei in Schafisheim (AG) einen Zopf. Das war vor drei Jahren. Bald sollen sie gemeinsam ganz andere Brötchen backen.

Dass Coop die erst kürzlich zurückgetretene Bundesrätin für den Verwaltungsrat gewinnen konnte, ist ein veritabler Coup. Der Detailhändler holt sich die auf dem freien Arbeitsmarkt wohl begehrteste Persönlichkeit an Bord. Und dürfte damit bei der Konkurrentin Migros für rote Köpfe sorgen. Denn: Gemäss Informationen der «Handelszeitung» soll auch der orange Riese, der am 23. März eine neue Präsidentin wählt, bei Leuthard angeklopft haben. Ohne Erfolg. Leuthard ist offenbar ein Coop-Kind.

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Doch Coop schlägt mit der Nominierung von Leuthard der Migros noch in einem anderen Punkt ein Schnippchen. Ende 2018 ging Migros' langjähriger Lobbyist Martin Schläpfer in Pension. 15 Jahre lang weibelte er in Bundesbern und vertrat dort die Interessen des Detailhändlers. Ersetzt wurde er durch Markus Neukomm, der aber nicht mehr im Bundeshaus anzutreffen sein wird.

Möglicher Interessenskonflikt

Coop hingegen gewinnt mit Leuthard eine Verwaltungsrätin, die nicht besser vernetzt sein könnte. Als ehemalige Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK hatte sie die Oberaufsicht über Swisscom, Post und SBB. Sie kennt sich also mit Grosskonzernen aus.

Leuthard

Coop-Chef Joos Sutter und Doris Leuthard im Jahr 2016 an der Eröffnung von Coops Grossbäckerei in Schafisheim AG.

Quelle: PD

Darin liegt aber auch das Problem ihrer Nominierung. In Coops Statuten steht: «In den Verwaltungsrat sind nur Personen wählbar, bei welchen keine Interessenkollision infolge persönlicher Stellung oder Beziehung zu befürchten ist.» Als Vorsteherin des UVEK hatte sie jedoch jahrlang mit Hansueli Loosli zu tun, der neben Coop auch die Swisscom präsidiert. Die Delegierten dürften an der Wahl am 28. März darüber hinwegsehen.

Leuthard wäre Looslis prädestinierte Nachfolgerin. Spätestens in sechs Jahren wird der heute 64-jährige Verwaltungsratspräsident altershalber sein Amt abgeben müssen. Coop streitet zwar ab, dass Leuthard mit dieser Absicht in den Verwaltungsrat geholt werden soll. Doch Loosli wird sich bestimmt seine Gedanken gemacht haben. Mit Leuthard hat er jedenfalls eine kompetente und bestens vernetzte Sympathieträgerin angeworben. Die Schweiz hat sie in den vergangenen zwölf Jahren erfolgreich vertreten. Das dürfte ihr auch mit Coop gelingen.