Die Business-Idee

Rund 700 Kilogramm Medikamente vernichtet und 1.5 Tonnen Uhren mit der Bauwalze plattgemacht – das hat der Schweizer Verein Stop Privacy im Jahr 2021. Der Grund dafür war eine öffentlichkeitswirksame Sensibilisierungsaktion. Es handelte sich um Fälschungen von Schweizer Markenprodukten, die der Schweizer Zoll abgefangen hatte. Sie wurden überwiegend im Internet aus China, Hongkong, Singapur, Indien oder der Türkei bestellt. «Fälschungen sind nicht nur ein grosses wirtschaftliches Problem, sondern gefährden, etwa bei Pharmaprodukten, auch die Sicherheit», sagt Sarah Merola. Mit dem Zuger Startup Authena will sie die Industrie dabei unterstützen, ihre Produkte authentifizierbar, nachvollziehbar und dadurch fälschungssicher zu machen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die Gründer

Gründer und CEO ist Matteo Panzavolta, der zuvor bei General Electrics und Honeywell tätig war. 2018 hat er Authena mit dem Ziel gegründet, Schweizer Unternehmen vor Parallelimporten, Fälschungen sowie Produktumleitungen zu schützen. 2021 stiess die studierte Pharmatechnologin Sarah Merola als Pharma Vertical Leader dazu. Heute beschäftigt das Jungunternehmen mehr als ein Dutzend Mitarbeitende.

«Lieferketten können für Einzelprodukte bisher noch nicht lückenlos nachvollzogen werden», erklärt Merola. Um das zu ändern, setzt das Startup-Team auf moderne cyber-physische Systeme, das heisst auf mechanische Komponenten am Produkt, die über moderne Informationstechnik miteinander verbunden sind. Je nach Produkt werden individuelle Lösungen entwickelt, etwa mit sehr kleinen Chips für den kontaktlosen Datenaustausch (NFC Tags), die sogar in Brillenrahmen verbaut werden können. «Mit unserer Technologie können wir neben dem aktuellen Ort auch die Umgebungstemperatur und Feuchtigkeit vor Ort nachvollziehen», sagt Merola, «alle Daten werden sicher und nachvollziehbar in der Blockchain gespeichert.» 

Der Markt

Designertaschen, Markenklamotten und Medikamente gehören zu den am häufigsten am Zoll abgefangenen Fälschungen. Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kam 2021 zum Fazit, dass Schweizer Firmen im Jahr 2018 durch Marken- und Designfälschungen insgesamt um rund 4,5 Milliarden Franken betrogen wurden. Neben Schmuck- und Uhrenherstellern (rund 2 Milliarden Franken) waren auch die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (1,2 Milliarden Franken) stark betroffen. «Es gibt bereits andere Lösungen. Wir sind technologisch aber in der vordersten Reihe – und haben auch selbst Lösungen entwickelt und patentieren lassen», sagt Sarah Merola. Neben Herstellern von Luxusgütern, Lebensmitteln und der Pharmaindustrie seien «alle Branchen potenzielle Kunden, die nachvollziehbarer, sicherer und transparenter agieren möchten», so Merola. Die Lösung von Authena soll es schlussendlich auch den Endkunden ermöglichen, das Einzelprodukt mit dem Smartphone zu scannen und so die Echtheit nachzuvollziehen.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Das Kapital

Mehr als 2,3 Millionen Franken spülte die Seed-Finanzierungsrunde 2021 in die Startupkasse. «Aktuell haben wir die Serie A eröffnet und möchten sie noch in diesem Jahr
abschliessen», betont Sarah Merola.

Die Chance

Multikonzern Lonza und ein weltweit führender Pharmakonzern gehören bereits zu den Kunden. Neben dem Schweizer Markt ist Authena laut CEO Matteo Panzavolta bereits in
Italien, Deutschland, der Türkei, Serbien und Indien tätig. Der US-Markt ist der nächste geplante Schritt. 
 

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.
Stefan Mair
Stefan MairMehr erfahren