Die Business-Idee
Ökologisch, sozial, ethisch – das sind drei Werte, die das Denken und Handeln in unserer modernen, entwickelten Welt zunehmend prägen. Und diese Kriterien werden auch in der Finanzwelt immer wichtiger. Nachhaltige Investments sind ein Megatrend, der seit Jahren an Fahrt aufnimmt. «Trotzdem steckt das Thema im operativen Alltag noch in den Kinderschuhen», sagt Lars Stauffenegger, CEO und Co-Gründer des Basler Fintech-Startups Leafs. Er und sein Team haben eine Software-Lösung entwickelt, die das ändern soll: «Mit Leafs können Vermögensverwaltende und Banken nachvollziehen, wie nachhaltig ihre Anlagen sind», so der Geschäftsführer, «und zwar nicht nur ohnehin als nachhaltig deklarierte Fonds, sondern auch Assets, Stocks, Bonds bis hin zu Derivaten.»
Die Gründer
Stauffenegger begann seine Laufbahn vor rund zwölf Jahren im klassischen Portfolio-Management. In London lernte er anschliessend die Technologieseite des Finanzwesens kennen. «Ich wollte immer selbstständig sein. Wie das oft ist, musste ich jedoch erst den richtigen Leuten begegnen, die meine Ideen teilten», sagt Lars Stauffenegger. Die fand er in seinen Co-Gründern Daniel Fink (CTO) und Frederik Wetzel (COO). Im März 2021 gründeten sie die Lean Financial Solutions GmbH und begannen damit, die Software selber zu bauen. Unterstützung bekommen sie mittlerweile von vier weiteren Teammitgliedern.
Aktuell steckt die Ausarbeitung des Prototyps in den letzten Zügen. Das Software-Tool soll auf einer benutzerfreundlichen Oberfläche Überwachung, Reporting und Optimierung der Vermögenswerte ermöglichen. «In den nächsten Monaten planen wir den Startschuss mit ersten Testkunden», sagt der CEO.
Der Markt
Nachhaltigkeitswerte sind nicht nur ein zunehmendes Konsumenteninteresse, sondern schlagen sich durch Klimawandel- und CO2-Ausstoss-Debatten auch immer mehr in Regulatorien nieder. «Weil wir davon ausgehen, dass grosse Finanzplayer an eigenen Lösungen arbeiten, sehen wir unsere Zielgruppe bei den kleineren und mittleren Vermögensverwaltenden», so Lars Stauffenegger.
Sowohl etablierte Anbieter als auch Startups arbeiten an ähnlichen Software-Lösungen. «Die grossen Wealth-Tec-Player können uns sicher gefährlich werden», so der Mitgründer. Weil viele andere Startups den Fokus zu stark auf Nachhaltigkeitskriterien legten und dabei Risikoanalysen vernachlässigen würden, sieht er hier weniger Konkurrenzdruck.
Die Software von Leafs greift bei der der Analyse auf ESG-Kennzahlen (Environmental, Social, Governance, Deutsch: Umwelt, Soziales, Führung) aus verschiedenen bestehenden Datenbanken zurück. Das Problem dabei, das vermutlich alle Anbieter betrifft: Die Datenerhebung zu Nachhaltigkeitskriterien basiert heute noch oft auf Fragebögen und Selbstauskünften der Unternehmen. Greenwashing kann daher nicht ausgeschlossen werden.
Das Kapital
Das komplette Gründungsteam wuppt das Jungunternehmen bisher finanziell selbst. Alle kümmern sich nebenberuflich um die Weiterentwicklung der Software. «Dass wir bisher keine Investoren an Bord haben, gibt uns die Freiheit, in unserem eigenen Tempo zu arbeiten», betont Stauffenegger, «sobald wir erste zahlende B2B-Kunden haben, müssen wir aber im Support aufstocken und Kapital aufnehmen.» Hier wollen die Gründer voraussichtlich auf Fremdkapital statt Investoren setzen.
Die Chance
«Im besten Fall hat sich unser Tool in fünf Jahren in der Vermögensverwaltungsindustrie etabliert und wir haben auch Kooperationen mit grösseren Playern, die unsere Technologie nutzen», so der CEO, «wir sind auch offen dafür, die Grundlagen unsere Technologie als Backbone-Lösung zur Verfügung zu stellen.»
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
