Die Business-Idee

Authentisch von Zielgruppe zu Zielgruppe Werbung machen – das ist mit Hilfe von Influencer-Marketing möglich. Dabei posten Menschen, die auf Social Media wie Instagram, Tiktok, Youtube oder Linkedin eine gewisse Reichweite haben, Videos, Fotos und Texte mit Produktplatzierungen.

Die Plattform Refluenced aus Zürich vermittelt Werbetreibenden die passenden Content Creators für Kampagnen. «Dabei setzen wir auf die geballte Kraft von Mikro- und Nano-Influencern mit zwischen 1000 und 20 000 Followern», sagt Quirin Hasler, Geschäftsführer und Mitgründer.

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Die Gründer

Hasler hat einen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre an der Uni Zürich gemacht und vorab Partys organisiert.  «Weil ich fürs Marketing selbst Influencer nutzen wollte und gemerkt habe, wie zeitaufwändig das ist, kam ich auf die Geschäftsidee», sagt er. Gemeinsam mit Marketing-Spezialist Felix Greiner, Computer-Scientist Jonas Holzer und dem bereits ausgeschiedenen Nicola Dutoit gründete er im Februar 2022 die Refluenced GmbH.

«Die teilnehmenden Influencer erhalten kein Geld», erklärt Hasler, «stattdessen dürfen sie die beworbenen Produkte behalten oder bei Tourismusangeboten Gratis-Übernachtungen geniessen.» Auch wenn Vermittlungs-Konkurrenten teilweise Bezahlung anbieten, scheint das Mikro- und Nano-Influencer nicht abzuschrecken: Rund 600 haben sich bereits auf der Plattform registriert, mehr als 250 Kampagnen wurden im vergangenen Jahr umgesetzt. Zu den B2B-Kunden des Startups gehören unter anderem Sigg, Emmi, Ovomaltine und Ochsner Shoes.

Der Markt

Die Idee ist nicht neu: Swissper aus Schlieren oder Yxterix aus Urdorf vermitteln etwa ebenfalls Influencer für Kampagnen. Influencer-Marketing erlebt seit Jahren einen Boom: Laut Statista-Umfrage nutzten 2022 rund 54 Prozent der befragten Unternehmen in der Schweiz Influencer für Werbezwecke. Der «Swiss Influencer Marketing Report 2020» der Universität Luzern ergab, dass rund 37 Prozent aller Millennials (13- bis 30-Jährige) bereits von Influencern zu einem Kauf inspiriert wurden.

Doch das Agentur-Startup Picstars aus Küsnacht, das sich 2014 ebenfalls der Vermittlung von Influencern angenommen hatte, musste erst im April 2023 Insolvenz anmelden. Inhaber Henrik Kammermann begründete die Geschäftsaufgabe mit einem rückläufigen Werbemarkt durch Corona und den Ukraine-Krieg sowie fehlende Rücklagen.

Hasler und sein Team setzen auf kosten- und zeitsparende Vermittlung mit technologischer Hilfe. «Langwierige Suche nach passenden Influencern oder teure Vermittler-Provisionen fallen bei uns weg», sagt Quirin Hasler. Unternehmen könnten Kampagnen selbst online stellen, passende Influencer bekämen diese Kampagnen dann in der App angezeigt und könnten sich darauf bewerben. Werbetreibende zahlen wahlweise nach Performance oder im Abo-Modell.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Das Kapital

Bei der Schweizer Höhle der Löwen konnten die Gründer TV-Löwin Anja Graf mit ihrer Business-Idee überzeugen. Sie stieg mit 200 000 Franken für sieben Prozent der Firmenanteile ein. App und Plattform wurden mit der Finanzspritze weiterentwickelt. «Aktuell sind wir an einer weiteren Finanzierungsrunde dran, um zu skalieren und die DACH-weite Expansion voranzutreiben», so der CEO.

Die Chance

Im März begann Refluenced mit der Markteroberung in Deutschland. «Marketing und Sales von der Schweiz aus im Nachbarland aufzubauen ist eine grosse Challenge, die uns aktuell beschäftigt», sagt Hasler. Um mehr Influencer auf die Plattform zu holen, veranstalten die Gründer etwa Influencer-Contests, bei denen Sach- und Geldpreise winken, die von Kampagnen-Partnern gesponsert werden.

Stefan Mair
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