Die Business-Idee

Reisen zu Geschäftspartnern, Mittagessen mit Kunden, Tanken mit dem Firmenauto, Einkäufe mit der Firmenkreditkarte – Spesen fallen in den meisten Unternehmen an. Die Ausgaben im Dienst Monat für Monat festzuhalten und einzureichen, ist für viele aber ein leidliches Thema, und das sowohl für den Einreichenden als auch für den Bewilliger und das Finanzteam. «Die gängige Praxis ist extrem zeitaufwendig. Die meisten Unternehmen arbeiten noch manuell auf Papier, in Excel-Tabellen oder im besten Fall mit selbst gebauten Systemen», sagt Philippe Sahli, CEO und Mitgründer des Startups Yokoy. Die Software des Jungunternehmens automatisiert die Spesen- und Firmenkreditkarten-Prozesse komplett: Per Smartphone-App macht der einreichende Mitarbeitende ein Foto von der Quittung. Alle relevanten Daten wie die Summe, Firmenname, Adresse, Land, Währung, Mehrwertsteuer und das Zahlungsmittel werden mittels optischer Zeichenerkennung (OCR) und eines selbst entwickelten Modells, das auf künstlicher Intelligenz basiert, ausgelesen. «Wir reduzieren dadurch den durchschnittlichen Zeitaufwand pro Spesenbericht von 15 Minuten auf unter 30 Sekunden», sagt Sahli. Seit August 2020 bietet das Startup auch eine eigene gebührenfreie Business-Kreditkarte an, und zwar in Kollaboration mit der Hypothekarbank Lenzburg.

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Die Gründer

Den Einfall hatte der Physiker und CTO des Startups, Devis Lussi, 2018. «Er war damals weltweit für einen Grosskonzern tätig und hat jede Woche mindestens drei Stunden lang Spesenberichte geschrieben», sagt Philippe Sahli. Im Gespräch mit Sahli, der damals als Genehmiger ebenso gestresst von der zeitfressenden Praktik war, wurde beiden klar: «Das ist eine Geschäftsidee!» Sie bauten einen ersten Prototyp und gemeinsam mit Wirtschaftsprüfer Thomas Inhelder, Marketing-Expertin Melanie Gabriel und Verkäufer Lars Mangelsdorf gründeten sie im März 2019 die Expense Robot GmbH, die im August 2020 zur Yokoy Group AG wurde und bereits in der TV-Show «Höhle des Löwen» auftreten durfte.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Der Markt

«Zwei Pilotkunden waren schnell gefunden, sodass wir unsere Idee in der Praxis testen und optimieren konnten», so Melanie Gabriel. «Am wichtigsten waren die Nutzerfreundlichkeit und die Anbindung an die bestehenden Finanzsysteme der Unternehmen.» Mit 14 Buchhaltungssystemen ist die Software bereits kompatibel. «Damit decken wird rund 90 Prozent aller potenziellen Kunden ab», sagt Sahli. Quittungen in 150 Sprachen und 140 Währungen können ausgelesen werden. «Da die Software auf KI basiert, lernt sie mit jeder Quittung und jedem Unternehmen dazu», betont Melanie Gabriel. Im Oktober 2019 erfolgte der Markteintritt. Mittlerweile hat das Startup über hundert Kunden in der Schweiz, Deutschland, Österreich und den USA wie etwa Swissquote, den Nahrungsmittelhersteller Hero oder den Agrarkonzern Ameropa.

Das Kapital

Die Firmenkunden zahlen im Lizenzmodell pro Mitarbeitenden. Das Startkapital für die GmbH kam von den Gründern. Im März verkündeten sie eine Finanzierungsrunde in Höhe von 1,7 Millionen Franken mit Swisscom Ventures und SIX Fintech Ventures als Hauptinvestoren.

Die Chance

«Mit der Finanzspritze haben wir weitere Mitarbeitende eingestellt, um alle Anfragen verlässlichen bewältigen zu können», sagt Philippe Sahli, ausserdem wurde die Expansion nach Österreich, die letzte Woche verkündet wurde, möglich.

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.
Stefan Mair
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