Die Business-Idee

Oft wird ein teures Designerstück nach dem Kauf ein- oder zweimal getragen und verschwindet dann für Jahre in den Untiefen des Kleiderschranks. Pia-Maria Laux hat mit ihrer Mitgründerin Natalia Marassi ein System entwickelt, bei dem ein Kleid von anderen Personen ausgeliehen werden kann. Konkret: Kunden und Kundinnen können für monatlich 60 Franken eine Mitgliedschaft lösen und bis zu fünf Kleidungsstücke aus dem Sortiment leihen. Dafür werden online Termine vereinbart und Kleidungsstücke mit genauer Leihdauer gebucht. Zudem können Nutzerinnen und Nutzer ihre eigene Kleidung unter sharealook.com hochladen und an andere Mitglieder verleihen. Im Angebot stehen edle Kleider für festliche Anlässe ebenso wie schicke Outfits fürs Büro. Auch für eine Hochzeit hat das Startup einige Kleidervarianten im Angebot.

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Die Gründerinnen

Laux und Marassi arbeiteten früher bei einer grossen Lingeriemarke. Dort entwickelten sie Ideen und erste Vorstellungen davon, wie man die Modeindustrie nachhaltiger und fairer gestalten kann. Das Thema Kreislaufwirtschaft in Zusammenhang mit Mode ging ihnen nicht mehr aus dem Kopf. Unterstützt vom Schweizer Impact Hub, der Startups der Kreislaufwirtschaft förderte, starteten die beiden ihr Business. In der Modeindustrie fokussiere man zu sehr auf Volumen, so die Gründerinnen. «Quantität ist das, was zählt. Je mehr produziert wird, umso besser. Denn dann wird das einzelne Produkt günstiger. Als ein erfolgreiches Produkt gilt nicht ein Produkt, welches lange hält und möglichst unschädlich ist, sondern ein Produkt, welches möglichst viel Profit abwirft und so schnell wie möglich nicht mehr im Besitz des Herstellers ist.» Dieses nach Meinung der Gründerinnen absolut nicht nachhaltige System soll Share a look durchbrechen.

Der Markt

Zwar laufen auch bei den grossen Anbietern wie H&M Experimente mit dem Thema Kleiderleihe, aber im Mainstream ist das Konzept noch nicht angekommen. Vielmehr geht es weiterhin darum, möglichst schnell viel abzuverkaufen. Share a look setzt übrigens nicht nur auf Online-Präsenz. Durch die Übernahme der Kleihd-Boutique wurde eine Offline-Präsenz etabliert, die Kundinnen und Kunden ein nachhaltiges Einkaufs- und Leiherlebnis bieten will.

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.

Das Kapital

Das Jungunternehmen ist eigenfinanziert, Share a look zeigt sich aber grundsätzlich offen für Investorinnen und Investoren, die bereit wären, das Konzept gemeinsam auf die nächste Stufe zu heben. Um auf allfällige Risiken im Zuge weiterer Corona-Wellen vorbereitet zu sein, haben Laux und ihr Team mehrere Szenarien entwickelt. Hart getroffen hat das Jungunternehmen im Frühjahr, dass keine Brautkleider mehr ausgeliehen wurden.

Die Chance

Die Modeindustrie produziert bis zu 150 Milliarden Kleidungsstücke pro Jahr. Laut der «Global Fashion Agenda» wird erwartet, dass das weltweite Produktionsvolumen von Kleidung und Schuhen bis 2030 um 81 Prozent auf 102 Millionen Tonnen pro Jahr steigen wird. Ein solches Wachstum bleibt nicht ohne Folgen: Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen werden die Treibhausgasemissionen der Modeindustrie im gleichen Zeitraum um mehr als 50 Prozent steigen. Mit der Share-a-look-Kleiderleihe soll Nachhaltigkeit ins System implementiert werden und vor allem bei den Kundinnen und Kunden ein Umdenken stattfinden. «Die Wegwerfkultur der Fast-Fashion-Industrie ist schädlich für die Umwelt und respektlos gegenüber den Textilarbeitern und -arbeiterinnen, die unsere Kleidung herstellen», sagt Pia-Maria Laux.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Stefan Mair
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