Die Business-Idee

Einhörner, Regenbogen oder florale Muster in poppigen Farben sind die Hauptmotive auf handelsüblicher Mädchenkleidung. Dass aber auch Mädchen Drachen, Bagger und Planeten supercool finden können, weiss Gründerin und Mädchen-Mami Eva Parth dos Santos aus Adliswil ZH. Mit Mint Girls hat sie ein Fashion-Label für Kinderkleidung gegründet, das auch kleine Drachentöterinnen, Astronautinnen und Baggerfahrerinnen glücklich machen soll: «Wir machen Kleidung für Mädchen, die Wissenschaft, Weltraum und mehr lieben», sagt die Gründerin. Genderneutral lautet dabei das Stichwort.

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Die Gründerin

Auf die Idee kam Parth dos Santos, die eigentlich bei einem grossen Versicherungsunternehmen angestellt war, auf einen Wunsch ihrer Tochter hin: «Meine Tochter war drei Jahre alt, als sie zum ersten Mal nach einem Kleid mit Planeten gefragt hat», erinnert sie sich. Doch auf der Suche nach dem Wunschprodukt wird ihr damals klar: «Das gibt es nicht auf dem Markt.» Sie kauft schliesslich ein T-Shirt in der Bubenabteilung. Nachdem ein anderes Mädchen «Das ist doch ein Jungen-T-Shirt» zu ihrer Tochter sagt, will die Kleine das Kleidungsstück nicht mehr anziehen. «Ich finde es schrecklich, dass schon in so jungen Jahren in Jungen- und Mädchensachen unterteilt wird, und wollte das ändern», sagt Eva Parth dos Santos.

In sozialen Medien vernetzt sie sich mit Designerinnen und holt sich so Wissen und Erfahrungen aus der Modebranche in ihr Jungunternehmen. In Portugal findet sie ein Unternehmen, das die Kleidung nachhaltig aus Bio-Baumwolle produziert. Und Anfang 2021 gründet sie eine GmbH.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Der Markt

Sucht man online nach geschlechtsneutraleren Motiven auf Mädchenkleidern, findet man nur vereinzelt Einzelteil-Angebote auf Kreativ-Marktplätzen. Mint Girls bietet im eigenen Online-Shop neben Astronautinnen-Kleidern mittlerweile auch Shirts und Leggins mit Drachen-, Lastwagen- oder wissenschaftlichen Motiven an.

Mint steht abgekürzt für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Zahlreiche Bildungs-Organisationen sowie kantonale und Bundesinitiativen bemühen sich unter diesem Kürzel seit Jahrzehnten darum, mehr Frauen in Ausbildungs- und Studienfächer dieser Branchen zu bewegen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Eva Parth dos Santos setzt mit ihrer Kleidung früher an – ganz nach dem Motto «You only can be, what you see» (Du kannst nur das sein, was du siehst) macht sie Mint-Motive nicht nur sichtbar, sondern auch tragbar. «Drei-, Vier- oder auch Fünfjährige sind so neugierig, möchten so viel entdecken – ihnen ist noch nicht bewusst, dass Roboter als ‹typisch jungenhaft› gelten – das macht unsere Gesellschaft. Und das sollten wir ändern», sagt sie.

Das Kapital

Eine Kickstarter-Kampagne brachte zu Beginn rund 12’500 Franken in die Startup-Kasse. Jetzt gilt es, die Fashion-Marke bekannter zu machen und auf Wachstumskurs zu bringen. «Wohin die Reise langfristig geht, weiss ich noch nicht, auch eine Übernahme ist nicht ausgeschlossen», sagt Parth dos Santos, «für mich steht an erster Stelle, die Vision voranzutreiben, dass Mädchen die Wahl haben.»

Das komplette Startup-Team besteht nicht nur aus Frauen. Mit jedem verkauften Artikel unterstützt das Jungunternehmen auch die gemeinnützige Organisation «Education: Access» und ermöglicht damit je einen Schultag für ein Mädchen in Indien.

Die Chance

«In einem weiteren Schritt möchte ich auch genderneutrale Kleidung für Jungen anbieten – jenseits von blauen und grauen T-Shirts mit Monstern und Autos», sagt die Gründerin, «es geht mir generell darum, starre Stereotype aufzulösen und unseren Kindern zu vermitteln: Ihr könnt alles werden und dürfte euch für alles interessieren, egal welches Geschlecht ihr habt!»

Stefan Mair
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