Die Business-Idee

Seit Jahren sinkt der Alkoholkonsum der Schweizer. Laut Verband Spirit Suisse betrug der Pro-Kopf-Konsum um 1900 noch 17 Liter Reinalkohol, während er heute unter 8 Litern liegt. Ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein dürfte die Hauptursache sein. Gleichzeitig steigen die Umsätze mit alkoholfreiem Bier oder sogenanntem Virgin-Prosecco. Sogar mit vermeintlich harten Drinks anstossen – ganz ohne Kater – kann man mit den neuen Getränken des Zürcher Startups Rebels 0,0 %. «Wir sind die Ersten, die Schweizer Spirituosen ohne Alkohol anbieten», sagt Mitgründer Christof Tremp. Alternativen zu Gin, Rum und Aperitif haben sie bereits im Angebot. «Das sind drei Klassiker, mit welchen sich beliebte Cocktails mixen lassen», erklärt Tremp die Produktpalette. «Mit doppelter Destillation erreichen wir komplexe Aromen mit weniger als 0,04 Prozent Alkohol.» Diese Menge habe keinen Einfluss auf den Körper und sei auch in der Schwangerschaft unbedenklich.

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Die Gründer

Christof Tremp arbeitete rund 15 Jahre lang im Konsumgüterbereich bei Unternehmen wie Unilever oder Lindt & Sprüngli. Auf die Businessidee kam er auf einer Wanderung auf dem Jakobsweg. Zurück in der Schweiz machte er sich an die Umsetzung. «Die Idee hat in allen Gesprächen extrem polarisiert, das fand ich spannend», so Tremp. «Dabei wollen wir keine Abstinenz propagieren, sondern einfach coole Getränke zum Anstossen bieten, wenn man verzichten will.» Tremp nimmt am Startup-Programm des Founder Institute Schweiz teil. Dann stösst Janick Planzer mit geballtem Gastro- und Spirituosen-Know-how ins Gründungsteam. Er betreibt die Bar Kaspar in Luzern und ist hauptberuflich Brand Manager bei Hendricks Gin. Rund ein Jahr lang tüfteln sie mit einem Entwicklungs- und Produktionspartner im Wallis an ihren Drinks und gründen im Juni 2020 die Freespirited Drinks AG.

Der Markt

Alkoholfreie Spirituosen sind ein Megatrend. Weltweit bieten Unternehmen vegane, kalorienarme, sprit- und meist zuckerfreie Drinks für Cocktails an. Rebels 0,0 % sind die Ersten mit Sitz und Produktion in der Schweiz. Allerdings ist auch am Berliner Startup Laori, das ebenfalls eine Gin-Alternative anbietet, ein Schweizer beteiligt. Bei der deutschen Version der Sendung «Höhle der Löwen» mussten der ZHAW-Absolvent Christian Zimmerman und seine Mitgründerin aber harsche Kritik einstecken wie: «Das schmeckt nicht nach Gin, eher wie Limo.» Dass ihre Virgin-Spirits eben nicht nach Limonade schmecken, wollen Rebels 0,0% etwa mit Nuancen von Chili-Extrakt lösen: «Damit bekommen wir sogar ein kleines Brennen im Hals hin.» Die Gin-Alternative schmecke klassisch nach Wacholderbeeren und Rosmarin, der Fake-Rum nach Eichenholzrinde und Zuckerrohr.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Das Kapital

Ende 2020 sicherte eine Crowdfunding-Kampagne mit 59 008 Franken die erste Produktion. «Unser eigentliches Ziel waren 20 000 Franken, das haben wir fast verdreifacht – die Resonanz war überwältigend», so Tremp. Erste Investoren für eine baldige Finanzierungsrunde seien bereits bestätigt. Neben Marketing und Teamaufbau soll die Finanzspritze auch in Expansionspläne fliessen.

Die Chance

Weil die Free-Spirits speziell für den gemixten Drink in geselliger Runde gedacht sind, können sich die Gründer vorstellen, fertig gemischte Gin-Tonic- oder Rum-Cola-Alternativen anzubieten. Des Schweizers Lieblingsdestillat ist mit rund 21 Prozent aller Importe Whisky. Ob sich die Gründer auch an diese Spirituose herantrauen?

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.
Stefan Mair
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