Die Business-Idee
Investitionen in Bitcoin so einfach wie möglich machen – dieses Ziel hat sich das Startup Relai aus Zürich auf die Fahne geschrieben. «Ohne Anmeldung und mit dem eigenen Bankkonto kann jeder mit unserer App in wenigen Minuten Bitcoins kaufen», sagt CEO und Mitgründer Julian Liniger. Legal ist das trotz fehlender Registration, weil die Maximalbeträge, die investiert werden können, vergleichsweise niedrig sind: 10 bis maximal 1000 Franken dürfen innerhalb von 24 Stunden investiert werden. Pro Jahr beträgt das Limit 100 000 Franken. «Bei diesen Beträgen unterliegen Geldwechseltransaktionen laut Anforderungen der Geldwäschereiverordnung der Finma keiner Registrierung oder Lizenzierung», erklärt er.
Die Gründer
Julian Liniger machte seine ersten beruflichen Schritte als Trainee bei einer Bank, studierte Psychologie und Betriebswirtschaft. Im September 2018 kam er auf die Business-Idee. Gemeinsam mit Bekannten aus der Bitcoin-Schweiz-Telegram-Gruppe machte er sich an die Recherche. Im März 2019 lernte er seinen heutigen CTO und Mitgründer Adem Bilican kennen; sie bauten gemeinsam einen ersten Prototyp. Weitere Mitgründer sind Nick Haller und Lars Diener-Kimmich.
Der Markt
Der Bitcoin ist die älteste und aktuell mit Abstand wertvollste Kryptowährung. In fünf Jahren ist der Wert um mehr als 11 000 Prozent gestiegen. Die Nachfrage steigt auch auf dem Schweizer Investment-Markt stetig. Doch weitere Währungen wie die zweitgrösste Kryptowährung Ether sitzen dem Bitcoin im Nacken. Via Relai ist neben Einmalzahlungen auch das Einrichten von wöchentlichen oder monatlichen Sparraten möglich, man kann jedoch ausschliesslich in Bitcoins investieren. Auf die Warum-Frage schreibt das Jungunternehmen auf seiner Website: «Wir haben Relai für langfristiges Sparen geschaffen, nicht für kurzfristiges Glücksspiel.» Und nennt Bitcoin in einem weiteren Satz «das beste Wertaufbewahrungsmittel der Welt». Andere Crypto-Finance-Apps auf dem Schweizer Markt sind etwa Lykke und Swissborg. Sie ermöglichen den Zugang auch zu weiteren Kryptowährungen, allerdings ähnlich wie andere selbst verwaltbare Online-Depots mit komplexerer Registration.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Mehr als 21 000 App-Downloads kann das Jungunternehmen bereits verzeichnen. Die App ist bereits in allen europäischen Ländern für Android- oder iOS-Smartphones verfügbar. Rund 15 000 aktive Nutzer haben bereits über 10 Millionen Franken Gesamtvolumen investiert. Das Jungunternehmen erhält 3 Prozent Provision bei jedem Kauf oder Verkauf, wovon noch ein Teil an den Bitcoin-Anbieter geht. Hinzu kommen für den Nutzer Bitcoin-Netzwerkgebühren. Die App bietet Übersicht und Kontrolle über die eigenen Bitcoins, die Kooperation mit einem Schweizer Kryptobroker soll den unmittelbaren Handel sicherstellen, eine Partnerschaft mit dem Hardware-Wallet-Anbieter Shift Crypto ermöglicht den einfachen Zugang zu einer Schweizer Speicherlösung. Polytech Ventures hat Ende 2020 einen sechsstelligen Betrag investiert.
Die Chance
Das Startup hat zwölf Mitarbeitende und Berater wie Kryptoforscherin Demelza Hays oder Fintech-Experte Rino Borini. Mit kleinen Beträgen kräftig zu skalieren, scheint ein schwieriges Unterfangen. Auch deshalb will Relai in diesem Jahr die Investment-Möglichkeiten ausbauen: «Jetzt gilt es, ein grösseres Team aufzubauen, ausserdem kommen mit dem Ausbau hin zu grösseren Investments jede Menge administrative, technische und rechtliche Herausforderungen», so Liniger. «In fünf Jahren wollen wir eine global bekannte Marke für Bitcoin-Investments sein.»