Die Business-Idee

Knapp 800 000 Motorräder waren laut Bundesamt für Statistik 2022 in der Schweiz immatrikuliert, 4,2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer haben einen Motorradführerschein. Das gelegentliche Fahren mit schnittigen Zweirädern zugänglich für alle machen, die selbst keinen Töff in der Garage stehen haben, will die Sharing-Plattform Ribe: «Wir wollen das Airbnb für Töffs werden», sagt Mitgründer und CEO Kevin Bieler. Auf der Plattform können Biker ihre Zweiräder tage- oder wochenweise an Interessierte vermieten – und so in ungenutzten Zeiten Geld verdienen, und zwar «unkompliziert, schnell, online, 24/7 verfügbar, inklusive vollumfänglichen Versicherungsschutzes».

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Die Gründer

Bieler ist ein echter Quereinsteiger: Nach einer Ausbildung zum Flugzeugmechaniker war er erst als Linienpilot tätig, stieg dann in das Unternehmen seiner Eltern ein, studierte Innenarchitektur und machte sein Studienfach anfänglich zum neuen Beruf. Zusammen mit den ebenfalls leidenschaftlichen Hobbymotorradfahrern Kris Fiocchi und Tsering Selang gründete er 2020 sein Jungunternehmen Ribe Moto, wobei Ribe für «ride better», auf Deutsch «besser fahren», steht. «Bei einer Ausfahrt im Frühjahr haben wir uns über die Schwierigkeiten der Motorradmiete unterhalten und die Businessidee gehabt», so der Geschäftsführer. «Ursprünglich wollten wir Töffs im Abo anbieten, bis wir erkannt haben, dass eine Sharing-Plattform, von Biker zu Biker, mehr Reichweite und Sinn ergibt.»

Der Markt

«Sharing-Plattformen gibt es mittlerweile für alles, von Campern über Oldtimer bis zu Wohnungen – eine gezielte Plattform für das Teilen von Motorrädern zu schaffen, war der nächste logische Schritt», sagt Bieler. So können Töff-Besitzer Versicherungs- und Unterhaltskosten mit den Mietenden teilen. In der Schweiz ist Ribeme.com Anbieter der ersten Stunde, doch es gibt bereits Plattformen wie Sharely.ch oder Miet24.de, auf welchen auch Zweiräder angeboten werden und die in Konkurrenz zum Angebot des Jungunternehmens stehen. Die Website Rentaride.com bündelt in Deutschland Mietangebote von Händlern. Mittlerweile arbeitet Ribe zu sechst und kann über 1000 Fahrzeuge und mehr als 2000 registrierte Nutzerinnen und Nutzer auf der Plattform verbuchen. Eine Smartphone-App ist in Entwicklung.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Das Kapital

Zu Beginn war das Startup selbstfinanziert. Jetzt ist Ribe Moto eine Aktiengesellschaft mit Investoren-Power aus der Schweizer TV-Version von «Höhle der Löwen»: Roland Brack, der auch schon bei Mycamper.ch investiert ist und das Business daher kennt, steckte 550 000 Franken in die Idee. Damit machte er die höchste Einzelinvestition der Geschichte der Schweizer Sendung. «Durch den TV-Auftritt hatten wir grossen Auftrieb, sind heute in der Töff-Welt ein bunter Hund», freut sich Kevin Bieler. Eine weitere Finanzierungsrunde über 1,2 Millionen Franken läuft zurzeit. Die Gründer haben zudem bereits den Baloise Mobility Accelerator gewonnen, sind Empfänger des Innosuisse-Cheques und Mitglieder der Charta von Circular Economy Switzerland. «Die Netzwerkeffekte in der Schweiz sind grossartig», so Bieler, «in Deutschland bauen wir diese gerade auf.»

Die Chance

«Wir glauben daran, dass unser Business extrem skalierbar ist», so Bieler zuversichtlich. Die Schweiz sei ein idealer Testmarkt gewesen. «Den Markteintritt in Deutschland haben wir im Juli 2022 geschafft, Österreich folgt zum Saisonstart im Frühling – und danach sind wir bereit für den kompletten EU-Raum.» Wie bei vielen Plattformen hat Ribe mit dem Huhn-Ei-Problem zu kämpfen: «Erst wenn wir ein grosses Angebot an Motorrädern auf der Plattform haben, können wir Kundschaft anlocken und genügend Vermietungen generieren.»

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.
Stefan Mair
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