Die Business-Idee
Allein in der Schweiz werden laut Bundesamt für Umwelt pro Jahr 1 Million Tonnen Kunststoffe verbraucht. Das Problem: Ein Teil des Plastikabfalls endet in Verbrennungsanlagen, rund 14’000 Tonnen sogar durch unsachgemässe Entsorgung, Abrieb und Zersetzung in unseren Böden, Gewässern und schliesslich auch in unseren Nahrungsmitteln. «Plastikabfall ist ein Problem auf der ganzen Welt», sagt Cyrill Hugi vom Jungunternehmen Enespa, «deshalb nehmen wir den Abfall und erzeugen in einem Reaktor durch Kondensation ein Öl, aus dem wiederum ein Granulat und schliesslich neuer Kunststoff hergestellt werden kann.» Enespa steht aber nicht etwa am Anfang mit seiner Kreislaufwirtschaft: «Wir haben im letzten Jahr einen siebenstelligen Umsatz gemacht – jetzt stehen wir kurz davor, achtstellig zu werden», so Hugi.
Der Gründer
Cyrill Hugi hat ursprünglich ein Handwerk gelernt, anschliessend ein Managementstudium abgeschlossen und dann rund dreissig Jahre im Anlagenmanagement und -verkauf in der Grossindustrie weltweit gearbeitet. Bereits 2004 hat er die Enespa AG gegründet: «Ursprünglich haben wir mit Blockheizkraftwerken begonnen, die mit Rapsöl befeuert wurden», sagt er, «doch eines Tages war uns klar: Es kann nicht sein, dass wir Lebensmittel verbrennen, um Energie zu erhalten.» 2011 wurde das Spatrol-Thermolyse-Verfahren entwickelt, 2020 stand das erste produktive Recyclingmodul, seit 2021 läuft der Prozess vollautomatisiert in Serienproduktion und der Zweck der Aktiengesellschaft mit Sitz im Appenzell hat sich offiziell geändert. Hugi ist nicht nur Gründer, sondern auch Verwaltungsratspräsident und CEO seines Unternehmens, das mittlerweile über fünfzig Mitarbeitende beschäftigt und stetig wächst.
Der Markt
In vielen Ländern der Erde gibt es keine richtigen Recyclingsysteme. Laut der Heinrich-Böll-Stiftung liegt die «Recyclingquote von Plastikverpackungen weltweit bei nur 14 Prozent; 40 Prozent landen auf Mülldeponien und 14 Prozent in Verbrennungsanlagen.» Lösungsansätze gibt es viele – von biobasierten Kunststoffen über Kreislaufsysteme bis hin zu staatlichen Regulatorien, die den Einsatz von Plastik in der Verpackungsindustrie zunehmend reglementieren. Viele Lösungsansätze braucht es aber auch, um den weltweiten Massen an Plastikabfall entgegenzutreten. «Wir haben einen vollautomatisierten Prozess, der funktioniert. Nicht viele Mitbewerber sind so weit wie wir», sagt Cyrill Hugi. «Unser Vorteil ist, dass wir ein sehr lebendiges Unternehmen sind, das Entscheidungen schnell trifft und umsetzt.» Rund 89 Prozent des Plastikmülls können durch das Plastik-zu-Öl-Verfahren wieder als Rohstoff in den Kreislauf zurückgeführt werden.
Das Kapital
Für die Finanzierung des schnell wachsenden Geschäftsmodells setzt das Unternehmen zum einen auf Aktien – «mindestens ein Jahr werden wir noch weiter Aktien verkaufen», sagt Cyril Hugi. Zudem können Investoren über die Finanzierungsgesellschaft Enespa AG Balzers im Fürstentum Liechtenstein Obligationsanleihen erwerben. Das Unternehmen wird in verschiedenen Ländern auch aus Staatsfonds unterstützt.
Die Chance
«Es gibt in der Schweiz sehr viele Vorschriften, die ein Grund dafür sind, dass wir in anderen Ländern wahrscheinlich schneller wachsen», sagt Hugi. Verschiedene Tochtergesellschaften im Ausland wurden bereits gegründet, darunter die Enespa GmbH Deutschland mit verschiedenen Plastik-zu-Öl-, Ölveredelungs- und Forschungsstandorten. Zu den Märkten, die Enespa derzeit erobern möchte, gehören Australien, die USA und Dubai – «hier haben wir bereits grosse Aufträge erhalten», so der Geschäftsführer. Neben dem Verkauf des gewonnenen Öls, dem Bau und dem Verkauf der Thermolyse-Anlagen an Dritte und der Aufbereitung von Altöl und Schlacken zu Spezialölen forscht die Firma auch an Wasserstoffproduktion, die mit dem selbst entwickelten Verfahren angedacht ist.
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