Die Business-Idee

Am Strand auf den Malediven oder in einer urchigen Berghütte in Italien arbeiten – davon träumen viele. Und spätestens seit der Corona-Pandemie werden sogenannte Workations auch immer mehr von Mitarbeitenden angefragt. «Das Problem dabei sind viele rechtliche Grauzonen, was Sozialversicherungsstatus, Steuerplicht und berufliche Risiken angeht», weiss Daniel Dietrich, Mitgründer des Zürcher Legaltech-Startups Vamoz, «mit einer Softwarelösung für Unternehmen schaffen wir Transparenz und Rechtssicherheit.»

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Zunächst wird die firmeneigene Remote-Work-Police überarbeitet und in die Software integriert. Anschliessend kann jeder interessierte Mitarbeitende seine Pläne (Wann? Wohin? Wie lange?) in ein Tool eingeben, das dann mithilfe von Algorithmen eine Risikobewertung durchführt und den Personalern zur Freigabe zustellt. «Rund zwei Wochen dauert es, bis ein Einzelfall ein potenzielles Go erhält», so Dietrich, «samt Hilfestellung bei der Umsetzung, etwa durch Visa und Versicherungsformulare.»

Die Gründer

Während Covid-19 arbeiteten Dietrich und Mitgründerin Sophie Boyle selbst mehrere Wochen vom Strand in Mexiko aus remote. «So viele Menschen in unserem Umfeld haben Interesse daran gezeigt, dass wir uns das Potenzial genauer angeschaut haben», so Dietrich. Nach einer Analyse der konkreten Probleme und des Marktbedürfnisses machten sie erste Versuche mit grossen und kleinen Unternehmen verschiedener Branchen, um die Idee im Businessalltag zu testen. Im Dezember 2022 erfolgte die Gründung einer Aktiengesellschaft, seither ist auch die Plattform online. Das Gründerteam komplettieren CTO Johannes Pecher aus München und Isabelle Wildhaber, Professorin für Privat- und Wirtschaftsrecht an der Universität St. Gallen.

Der Markt

In Zeiten von Fachkräftemangel ist Mitarbeiterbindung eines der höchsten Gebote für Unternehmen. Wer seinen Angestellten flexibles Arbeiten ermöglicht, erhöht seine Chancen, Talente zu bekommen und zu halten – das zeigt etwa die Flexible Working Studie 2022 von Deloitte: «73 Prozent der befragten Unternehmen berichten, dass die Erwartungen an Remote Working aus dem Ausland innerhalb der letzten zwei Jahren gestiegen sind. Viele Unternehmen sind durchaus gewillt, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diese sogenannte Workation zu ermöglichen. Durch komplexe steuer-, sozialversicherungs- und arbeitsrechtliche Regelungen ist das jedoch schwieriger als gedacht», heisst es darin.

Dietrich kennt die Situation in der Schweiz: «Es herrscht grosse Unsicherheit. Einige Firmen verbieten es komplett und gerade viele kleine Unternehmen agieren nach dem Prinzip ‹don’t ask, don’t tell›. Rechtskonform ist es oft nicht.» Neben Versicherungslücken könnte beispielsweise durch das Betriebsstättenrisiko im schlimmsten Fall sogar eine Steuerpflicht für die Umsätze des Unternehmens im Reiseland anfallen. Vamoz scheint also genau im richtigen Moment als Problemlöser daherzukommen.

Das Kapital

Weil die Gründer von Beginn an Umsätze generierten, konnten sie grösstenteils selbstfinanziert an den Start gehen. Convertible Loans, also Wanderdarlehen, die Darlehensgebern die Möglichkeit der Umwandlung in Geschäftsanteile ermöglichen, haben die ersten Monate zusätzlich finanziert. Ausserdem überzeugten die Gründer bei Venture Kick, bekamen dadurch insgesamt 50’000 Franken. Ein  20’000-Franken-Zuschuss und ein Mentorship kamen ausserdem vom Wingman Campus Fund. «Für einen weiteren Wachstumsschub sind wir aktuell an der Seed-Finanzierungsrunde dran», sagt Dietrich.

Die Chance

Knapp 60 potenzielle Workation-Länder sind bereits samt bilateralen Verträgen und Rechtslagen in der Software abgebildet. Mit jeder neuen Anfrage wächst die Datenbank weiter. «Aktuell erobern wir die Schweiz. Vamoz soll es künftig auch in weiteren europäischen Ländern geben», so Dietrich.

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Stefan Mair
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