Je weniger, desto besser: Das war, salopp gesagt, lange das Motto der Schweizer Aussenpolitik. Und das hat auch ganz gut funktioniert. Während des Kalten Krieges hatte die Schweiz ihren festen Platz im Gefüge der beiden grossen systemischen Rivalen Sowjetunion und USA. Umgeben von Freunden und faktisch eingebettet in die Sicherheitsarchitektur des westlichen Verteidigungsbündnisses, konnte sie in ihrer Paraderolle der neutralen Vermittlerin brillieren und sich als den Ort inszenieren, wo sich selbst ärgste Feinde die Hand gaben. Und in den ersten Jahrzehnten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion glaubte man, sich in einer immer demokratischer werdenden Welt mit den USA als einzig verbliebene Supermacht über Aussen- und Sicherheitspolitik ohnehin nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen zu müssen.

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Nun aber sind die geopolitischen Spannungen mit Wucht zurück. Der russische Überfall auf die Ukraine hat Gewissheiten wie das völkerrechtliche Verbot von Angriffskriegen über Nacht geschliffen. Die demokratische Welt sieht sich mit einer Achse von autoritär geführten Staaten und Diktaturen konfrontiert, die von Peking über Moskau, Teheran und Ankara bis in die EU nach Budapest reicht, die immer selbstbewusster und aggressiver auftreten und die zudem versuchen, die Demokratien mit Desinformation von innen zu bekämpfen.