Die Inhalte bergen Zündstoff. Doch die Botschaft ist sorgsam versteckt in einer Fussnote auf Seite 68 der Pumpspeicher-Studie, die das Bundesamt für Energie BfE jüngst veröffentlicht hat. Dort zeigen die Autoren auf, wie viel ein Kilowatt Strom in den Pumpspeicherwerken kostet, welche die Konzerne derzeit bauen.

Die Zahlen sind alarmierend

Das Pumpspeicherwerk Nant de Drance, das Alpiq zusammen mit der SBB und anderen industriellen Partnern in den Walliser Alpen realisiert, erfordert pro Kilowatt 2000 Franken an Investitionen. Demgegenüber hält das Bundesamt für Energie fest, dass neue Pumpspeicher knapp 1500 Franken  kosten dürfen, um die Gewinnschwelle zu erreichen.

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Mit anderen Worten: Nant de Drance ist rund 25 Prozent zu teuer. Selbst bei «sehr optimistischen Schätzungen», so die BfE-Studie, liegen die Kosten für die Gewinnschwelle bei unter 2000 Franken pro Kilowattstunde. Die Autoren kommen zum Fazit: «Die tatsächlichen Kosten einiger heute diskutierter Speicherneubauprojekte dürften darüber liegen.»

Drohende Unrentabilität

Die Pumpspeicherprojekte werden nicht nur diskutiert, sie sind im Entstehen. In Nant de Drance haben der Stromkonzern Alpiq und seine Partner schon 750 Millionen Franken gesteckt. Bis zur schrittweisen Inbetriebnahme in drei bis vier Jahren fliessen wohl weitere 1,1 Milliarden Franken in das gigantische Pumpspeicherwerk.  

«Der Preiszerfall hat unmittelbare Auswirkungen»

Angesichts der drohenden Unrentabilität des Milliardenprojekts überrascht es nicht, dass Alpiq seine Aktionäre auf mögliche Kraftwerksabschreiber einstimmt, wie im Geschäftsabschluss zum dritten Quartal nachzulesen war. Dort heisst es: «Der Preiszerfall hat unmittelbare Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke und somit in den kommenden Jahren auf die Profitabilität. Sollten die Preise langfristig auf diesem tiefen Niveau bleiben, hätte dies einen Einfluss auf die Werthaltigkeit der Anlagen.» Im Falle von Nant de Drance könnte die düstere Vorhersage bittere Realität werden, wie das Bundesamt für Energie in ihrer Studie nun nahelegt. Beim finanziell angeschlagenen Stromkonzern nimmt man die «wertvollen Studien des BfE mit grossem Interesse» zur Kenntnis. Alpiq spricht von «Hypothesen und Durchschnittsannahmen», die «nicht unbedingt» auf Nant de Drance übernommen werden könnten. «Die heute errechnete Wirtschaftlichkeit von Nant de Drance ist langfristig zufriedenstellend», sagt Sprecher Richard Rogers und betont, dass der Finanzplan eingehalten werde. 

30 Prozent unter Gewinnschwelle

Doch nicht nur Alpiq hat ein Pumpspeicher-Problem. Auch Konkurrent Axpo baut mit «Linthal 2015» ein neues, unterirdisch angelegtes Pumpspeicherwerk in den Glarner Alpen für 2,1 Milliarden Franken. Auch im Falle der Axpo liegen - gemäss BfE-Studie - die Kosten pro Kilowattstunde mit 2100 Franken rund 30 Prozent über dem Soll, der Gewinnschwelle. Im Glarner Land droht also ebenfalls ein massiver Abschreiber, wenn das Pumpspeicherwerk plangemäss 2015 ans Netz geht.

«Abschreibungsbedarf nicht einschätzbar»

Darauf angesprochen hält Axpo fest: «Ein Abschreibungsbedarf ist aus heutiger Sicht nicht einschätzbar», betont Konzernsprecherin Daniela Biedermann und betont, dass das Pumpspeicherwerk auch mit den jetzigen tiefen Strompreisen rentabel betrieben werden könne. Die Werthaltigkeit der Kraftwerke Linth Limmern sei zudem einem jährlichen Test unterworfen.

Gleichzeitig betont die Axpo-Sprecherin aber, dass es «eine riesige Herausforderung» sei, ein zwei Milliarden teures Kraftwerk rentabel zu betreiben. Wichtig sei da ein Langfristhorizont. «Die Konzessionsdauer beträgt 80 Jahre. Wir gehen davon aus, dass wir über diesen Zeitraum betrachtet, das Kraftwerk rentabel betreiben können.»