Das World Economic Forum dementiert eine Berichterstattung der «Weltwoche»

Klaus Schwab macht Schluss mit Twitter. Nach einer Reihe anderer Institutionen wende sich nun auch das World Economic Forum (WEF) von der Social-Media-Plattform Twitter ab, berichtet die «Weltwoche». Stattdessen empfehle die Genfer Organisation, sich über Facebook, Linkedin, Instagram, Youtube sowie über die chinesischen Apps Tiktok, Wechat und Weibo über die Arbeit der Organisation zu informieren. Was für eine Nachricht. Treibt der erratische Twitter-Neubesitzer Elon Musk das WEF in die Hände von Peking? Und tatsächlich: Zwei Wochen vor dem wichtigen Jahrestreffen in Davos fehlt die Twitter-Präsenz in der Liste «How to follow Davos 2023». Zwar sind das soziale Netzwerk und der Hashtag #wef23 gleich zuoberst genannt, doch verglichen mit den sauberen Verlinkungen auf Facebook, Linkedin und Co. sind die Infos zu Twitter eher spärlich. Bei den chinesischen Plattformen Titok, Weibo und Wechat wird hingegen dazu aufgerufen, dem WEF zu folgen. Das WEF verlässt Twitter und bidert sich bei den Chinesen an. Es wäre eine super Geschichte. Nur leider stimmt sie nicht. Das Weltwirtschaftsforum ist auf Twitter aktiv Schon ein einfacher Check auf Twitter zeigt, dass das WEF hier noch präsent ist. Sowohl für die Organisation selbst als auch für das Jahrestreffen finden sich aktive Accounts. Auch zahlreiche führende Mitarbeitende wie etwa WEF-Präsident Børge Brende twittern fleissig. Als «vollkommen falsch» bezeichnet ein Sprecher des WEF die Meldung auf Anfrage. «Wir haben unsere Kommunikationskanäle in den sozialen Medien nicht geändert.» Dass der Account in der Liste fehle, habe keinen besonderen Grund. Auch auf der Webseite der Organisation selbst werde schliesslich nach wie vor auf die Twitter-Präsenz verwiesen. Wie also kommt die Weltwoche auf die angebliche Info? Die Falschmeldung hat keine Autorenzeile. Auf Anfrage teilt «Weltwoche»-Digital-Chef Roman Zeller mit, der Beitrag referenziere auf die Liste «How to follow Davos 2023», diese sei im Text auch verlinkt. Eine zweite Quelle beziehungsweise eine offizielle Anfrage beim WEF scheint die «Weltwoche» nicht gestellt zu haben. Fraglich ist auch, ob das Blatt überhaupt selbst auf die «Idee» zur Geschichte stiess. Im deutschsprachigen Raum hatte einige Stunden früher das österreichische Boulevardmedium «Exxpress» über die vermeintlich fehlende Präsenz berichtet und in diesem Zusammenhang über die Nähe des WEF-Gründers Klaus Schwab zur chinesischen Regierung geunkt. Tatsächlich aber stammt die «Idee» zur Twitter-Finte wohl weder aus der Feder eines «Weltwoche»-Autors noch aus dem Newsroom von «Exxpress». Und noch viel weniger ist der Bericht das Ergebnis einer cleveren Recherche. Stattdessen haben sich die Autoren und Autorinnen offenbar bei rechten Medien in den USA bedient: Die Nachrichtenplattformen «The Trumpet» und «PJ Media» berichteten bereits am 28. Dezember – zwei Tage vor der Veröffentlichung im «Exxpress» und in der «Weltwoche» – über den angeblichen Twitter-Schlussstrich des WEF. Beide Medien stammen aus evangelikalen und rechtsextremen Zirkeln. Klaus Schwab und das Weltwirtschaftsforum sind seit der Pandemie verstärkt zur Zielscheibe von Rechten und Verschwörungstheoretikern geworden. Insbesondere das im Juli 2020 veröffentlichte Buch «Covid-19: The Great Reset», das Schwab mitverfasst hatte, erregte die Gemüter. Schwab wurde unter anderem vorgeworfen, unter dem Deckmäntelchen der Pandemie eine sozialistische Weltordnung voranzutreiben. Deswegen lehne er auch «die Art der uneingeschränkten Redefreiheit» ab, die Elon Musk bei Twitter fördere. In den Texten wird Schwab als halber Nazi verunglimpft, als Freund von Zensur und vom autoritären Regime in Peking. Bei «The Trumpet» heisst es immerhin noch, Schwabs WEF «appears to be canceling Twitter» – scheine Twitter zu verlassen –, und es wird auf die aktiven Accounts verwiesen. In der «Weltwoche» wird daraus ein Fakt.

Das World Economic Forum dementiert eine Berichterstattung der «Weltwoche»

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