Sonne, gegrillter Lachs, Champagner. Beim Sommerfest der Schweizerisch-Russischen Handelskammer vor einigen Wochen deutet nichts auf Krise hin. «Man denkt, es läuft nichts, aber es läuft! Illegal und legal ...», sagt Präsidentin Svetlana Chiriaeva in ihrer Begrüssungsrede über die wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Pariasstaat. Was sie damit meint, verrät sie später im persönlichen Gespräch: Man müsse sich doch nur den Güterverkehr zu Russlands Nachbarn anschauen. Da sei die Sache klar.
Ein Blick in die Aussenhandelsstatistik bestätigt: Der Schweizer Handel mit Russlands Nachbarn floriert. Das nährt den Verdacht, dass Sanktionen über die russischen Nachbarn umgangen werden. «Es ist immer schwierig, Umgehungsgeschäfte zu beweisen, aber es gibt einige interessante Muster in den Daten», sagt der Wirtschaftswissenschaftler Stefan Legge, Herausgeber des «Swiss Trade Monitor». Gängige Handelsmodelle stützten die Annahme, dass Russland die Sanktionen über Drittstaaten umgehe: Der ursprünglich beschränkte Handel fliesse via Drittstaaten weiter, wenn dies nicht über entsprechende Barrieren verhindert wird. Historisch gesehen habe das bislang allerdings nur selten wirklich geklappt.